Wirksame Dekarbonisierung für ein grünes und effizientes ­Gebäudemanagement

Operate to Decarb

Der European Green Deal hat eine klare Forderung für Europa formuliert: Klimaneutralität bis 2050. In Deutschland soll dieses Ziel schon 2045 ­erreicht werden. Laut der Veröffentlichung „2022 Global Status Report for Buildings and Construction“ vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen ist die gebaute Umwelt für etwa 42 % der jährlichen globalen CO2-Emissionen verantwortlich. Von diesen Gesamtemissionen sind etwa ­jährlich 27 % auf den Gebäudebetrieb zurückzuführen. Hier ergibt sich ein signifikanter Handlungsbedarf hin zu einem effizienzsteigernden Gebäudemanagement.

Denn zukünftig wird sich bei der Beurteilung von Gebäuden alles um das „Global Warming Potential“ drehen. Bauprozess-Verantwortliche sind ab dem 1. Januar 2027 dazu verpflichtet, das „Lebenszyklus-Treibhauspotenzial“ für jedes Gebäude als GWP-Wert zu ermitteln und im Ausweis über die Gesamtenergieeffizienz offenzulegen. Dem Bereich Corporate Real Estate Management mit seiner betriebswirtschaftlichen Verantwortung für Immobilien kommt hierbei eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung zu. So lässt sich bei Neubauten der zukünftige Energiebedarf im Betrieb (Operational Carbon) durch eine gute Planung und den Einsatz von energieeffizienten Lösungen im Vorfeld positiv beeinflussen. In der Nutzungsphase dann gilt es, die betriebsbedingten Emissionen möglichst niedrig zu halten. Um ein Gebäude in der Nutzung ökologisch und ökonomisch zu bewirtschaften, spielen zusätzlich graue Emissionen (Embodied Carbon) eine Rolle.

In diesem Beitrag geht es hauptsächlich um den Energiebedarf und um potenzielle Einsparmöglichkeiten von Gebäuden im laufenden Betrieb. Hierbei wiederum betrachten wir insbesondere die Gebäudehülle.

 

IST-Situation als Ausgangslage

Die entscheidende Frage bei Bestandsgebäuden lautet also: „Welche Möglichkeiten haben Facility Manager, die CO2-Bilanz ihrer Fassade positiv zu beeinflussen. Im ersten Schritt ist hier zunächst der Gesamtenergieverbrauch des Gebäudes zu ermitteln. Bereits seit 2015 sind Unternehmen, die den Kriterien des Energiedienstleistungsgesetzes (EDL-G) unterliegen, verpflichtet, sich mit dem Energieverbrauch ihrer Immobilien durch unterschiedliche Maßnahmen auseinanderzusetzen. Informationen hierzu sind auch in folgenden vom deutschen Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle herausgegebenen Dokumenten zu finden:

Leitfaden zur Erstellung von Energieauditberichten nach den Vorgaben der DIN EN 16247-1

Merkblatt für Energieaudits

Merkblatt zur Ermittlung des Gesamtenergieverbrauchs

Für das Energieaudit ist zuerst der gesamte Energieverbrauch mit seinen wesentlichen Energieverbrauchern eines zum Audit verpflichteten Unternehmens (keine KMU nach Definition des EDL-G) im Betrachtungszeitraum von 12 Monaten zu ermitteln. Da dieser IST-Zustand als Basis für die Ermittlung von Einsparpotenzialen dient, sollten auch KMU dazu ermutigt werden, sich regelmäßig diesen Energieaudits zu unterziehen.

 

Einsparpotenzial beim Primär­energiebedarf

Im zweiten Schritt gilt es, Einsparpotenziale zu ermitteln, um energetische Verluste zu vermeiden. So lässt sich der CO2-Ausstoß beispielsweise bei einem Mitte der 70er Jahre errichteten Gebäude je nach Sanierungsumfang zwischen rund 35 und knapp 60 % reduzieren. Stellschrauben zur Senkung des Energieverbrauches und der CO2-Reduzierung ergeben sich z. B. bei Heizung und Kühlung, Lüftung, Warmwasser, Beleuchtung und auch beim Nutzerverhalten. Ein Facility Manager hat die Aufgabe, ein auf der IST-Situation eines Gebäudes basierendes Energieeinsparpotenzial zu ermitteln und Maßnahmen zur Abhilfe aufzuzeigen. Wie lassen sich die Heiz- und Kühllasten beispielsweise durch kontrollierte Lüftung, Nachtauskühlung, Wärmerückgewinnung, nachrüstbaren Produkten und durch smartes Gebäudemanagement senken? Welches Einsparpotenzial bietet sich allein durch die regelmäßige Wartung der Gebäudehülle mit ihren Öffnungselementen und durch Nachrüstung von Sensorik? Welche Verluste können durch einfache Maßnahmen reduziert oder abgestellt werden? Es gilt, diese Themenfelder zu analysieren, Lösungsansätze zu eruieren sowie ggf. auch eine komplette Fassadensanierung und den Einsatz von energiegewinnenden Maßnahmen durch erneuerbare Energien wie Photovoltaik in Betracht zu ziehen. Denn eine Investition ist nicht allein gut für unser Klima und zukünftige Lebensräume. Sie zahlt sich zudem auch aus wirtschaftlicher Sicht aus. Denn eine auf mehreren Maßnahmen basierende energetische Ertüchtigung lässt die Energiekosten für den Gebäudebetrieb oftmals drastisch sinken. Zudem können umfangreiche energetische Sanierungsmaßnahmen häufig als Investition abgeschrieben werden.

 

Dekarbonisierung managen mit Operate to Decarb

Im dritten Schritt gilt es, die definierten und verabschiedeten Einsparmaßnahmen umzusetzen und die anfallenden CO2-Emissionen im Betrieb zu managen. CO2-reduzierende Produkte und intelligente Lösungen für die smarte Gebäudesteuerung, eine automatische Nachtauskühlung und ressourcenschonende Wärmerückgewinnung, effektiver Sonnenschutz und effiziente Wärmedämmung helfen dabei, das Operational Carbon zu steuern und die Wirtschaftlichkeit im Betrieb sicherzustellen. Ein weiterer signifikanter Baustein in diesem Prozess ist die kontinuierliche Wartung von Bauteilen und technischen Anlagen. Damit lassen sich Werterhalt und energieeffizienter Betrieb eines Gebäudes langfristig sicherstellen.

 

Instandhaltung für Langlebigkeit und Werterhalt

Die längere Verwendung eines bestehenden, funktionierenden Produktes ist meist die beste Wahl, um CO₂ einzusparen. Doch oftmals entstehen vermeidbare Energieverluste durch langjährig bewährte Fenster und Türen. Ursache dafür können porös und hart gewordene Dichtungen sein oder Beschläge, die nicht mehr einwandfrei schließen. Häufig ist auch die Verglasung nicht mehr auf aktuellem Stand. Wartung und Nachrüstung einzelner Komponenten stellen die nachhaltige effiziente Funktionalität der Elemente wieder her und zögern so den Einbau eines mit hohem Aufwand hergestellten neuen Produktes hinaus.

Smarte Mehrwerte bei der Wartung bietet beispielsweise „Schüco IoF ID“. Es handelt sich hierbei um eine Kunststoff-Plakette, durch die jedes neue oder bereits eingebaute Schüco Element, egal ob aus Aluminium, Kunststoff oder Stahl, eine eigene Identität erhält. So kann das Bauteil eindeutig identifiziert, verortet und automatisch mit allen zum Produkt gehörenden Informationen und Dokumenten verknüpft werden.

Auf der Hardware sind ein NFC-Chip und ein QR-Code integriert, über die auf alle in einer Cloud hinterlegten Daten, Informationen und Dokumente zu einem verbauten Element, beispielsweise einem Fenster oder einer Außentür, zugegriffen werden kann:

Wann wurde das Element installiert?

Welcher Griff wurde verbaut?

Welche Wartungen wurden vorgenommen?

Wie lassen sich alte Komponenten und Materialien recyceln?

All das können Gebäudebetreibende vor Ort über die App oder im Büro über die browserbasierte Applikation IoF Manager schnell und effizient auslesen. Im IoF Manager können Gebäude mit den darin verbauten Elementen übersichtlich und komfortabel verwaltet werden. Projekte anlegen, Elemente zuordnen, Dokumente und Zertifikate hinterlegen, Revisionsunterlagen erstellen und Serviceanforderungen bearbeiten – all das wird papierlos im IoF Manager erledigt und in der Cloud gespeichert. So entsteht eine digitale Service-Historie über den gesamten Lebenszyklus eines Elements, die – wie das Scheckheft eines Autos – einen transparenten Blick auf die Wartung und den Service für alle Fassadenelemente bietet. Wenn beispielsweise die Dichtungen oder der Griff an einem Fenster ausgetauscht werden sollen, liest der Techniker die IoF ID aus und kann direkt auf alle relevanten Produktinformationen wie Serien- oder Artikelnummern zugreifen. Die digitale Identität der Elemente erleichtert Facility-Service-Dienstleistern die Wartung und Pflege von Fenstern und Türen. Und eine regelmäßige Wartung mit rechtzeitigem Austausch von Dichtungen sowie anderen Ersatzkomponenten erhöht die Lebenszeit des Elementes und ermöglicht einen dauerhaft nachhaltigen Betrieb.

Für Facility Manager, die durch ihr Tagesgeschäft oder Sonderprojekte mehr als ausgelastet sind, unterstützt das Schüco Global Service Team durch fachgerechten Wartungs- und Nachrüstungsservice und sichert mit individuellen Wartungspaketen die Langlebigkeit der verbauten Elemente. Das sorgt für Werterhalt und Wertsteigerung des Gebäudes. Denn je besser der Zustand einer Immobilie, desto besser die Werte für den Energieausweis.

 

Fazit

Neben der Instandhaltung von Gebäudehüllen mit ihren Öffnungselementen bieten weitere Lösungen für smarte Gebäudesteuerung Corporate Real Estate Managern die Möglichkeit, den Anteil des Operational Carbon gezielt zu steuern. Zusammen mit automatischer Nachtauskühlung, ressourcenschonender Wärmerückgewinnung, effektivem Sonnenschutz und effizienter Wärmedämmung ergibt sich ein Potenzial, mit dem der Wärmehaushalt in Gebäuden optimiert und die Heiz- und Kühllasten gesenkt werden können. Am Ende stehen ein hocheffizienter, CO₂-minimierter Gebäudebetrieb bei einfacher Instandhaltung für eine erhöhte Rentabilität, klimapolitische Zukunftsfähigkeit und ein dauerhafter Werterhalt.

Mit Design to Decarb, Build to Decarb, Operate to Decarb und Recycle to Decarb will Schüco unter dem Oberbegriff Carbon Control die Dekarbonisierung der Gebäudehülle steuerbar machen. Das modulare Baukastenprinzip ermöglicht eine objektspezifische CO₂-Minimierung über den gesamten Gebäude-Lebenszyklus hinweg: Planung, Bau, Betrieb und Recycling.

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