Und wieder stehen wir am Anfang einer Veränderung

25 Jahre FACILITY MANAGEMENT, ­
so ein Jubiläum bietet eine gute Gelegenheit, zurück zu blicken, zu reflektieren und zu relativieren. Gerade bei FM wird einem dann bewusst, wieviel sich in dieser Branche in so kurzer Zeit getan hat. Ich möchte daher diese Gelegenheit nutzen, das FM aus der Gründungszeit der Fachzeitschrift FACILITY MANAGEMENT neben dem FM von heute zu ­legen und gleichzeitig eine vorsichtige Prognose zu dem FM nach weiteren 25 Jahren zu wagen.

 

Vor 25 Jahren

Wir schreiben das Jahr 1995. Hausmeister waren die Regel in der jungen FM-Welt. Die Immobilien waren einfach ausgestattet, Gebäudeleittechniksysteme und Automation waren in der Entwicklung. Energiesparen, CO2 und Feinstaub waren unbekannt, ebenso die Fragen nach Arbeitswelten und Flächenauslastungen. Outsourcing war in aller Munde, die Umsetzung und Nachfrage ließ allerdings auf sich warten. CAFM-Systeme sind 1995 gerade erst als Hilfen für das FM gestartet, stark getrieben von den neuen Möglichkeiten der IT: es konnten Verknüpfungen von alphanumerischen und graphischen Daten realisiert werden, ebenso hatten die Datenbanksysteme an Nutzerfreundlichkeit dazugewonnen.

Und wer sich 1995 zum Facility Manager ausbilden wollte, hatte es schwer, alles lief eher nach dem Motto „Jugend forscht“.

Die Fachzeitschrift FACILITY MANAGEMENT hat ihre erste Ausgabe und sich dem Ziel verpflichtet, dem Berufsstand ein Gesicht zu geben und den Hausmeistermantel abzuwerfen. Das gleiche Ziel hatte der Vorläufer des Real­FM e.V., die im Dezember 1996 von 30 handverlesenen Enthusiasten gegründete IFMA Deutschland, die Verbandsinteressen der Auftraggeber bündeln und ein Netzwerk der Facility Manager auf Eigentümerseite anstrebte, als Gegenentwurf zur anbieterdominierten GEFMA.

 

Und jetzt, 25 Jahre später…

Die Branche ist etabliert und hat sich enorm professionalisiert. Helpdesks und 24h-Hotlines sind heute Standard, ebenso der Einsatz von CAFM-Systemen. Normen und Richtlinien sind etabliert – auf ISO, auf europäischer und auf nationaler Ebene. Aus der IFMA Deutschland e.V. ist der RealFM e.V. hervorgegangen und wir haben eine Vielzahl von Produkten (Leitfäden, Broschüren, Empfehlungen) entwickelt, die den Facility Manager in seiner / ihrer täglichen Arbeit unterstützen. Aufgaben wurden gesammelt, daraus wurden Kompetenzprofile analysiert und zu Funktionsbildern entwickelt, die, eingebunden in einen Standardablauf, das Zusammenwirken von Facility Services Managern mit Objektmanagern und Dienstleistungssteuerern effizient und effektiv werden lassen. Musterverträge, Standardleistungsverzeichnisse und weitere Arbeitshilfen schaffen Transparenz und Klarheit über die Bedarfe der Organisationen und Anforderungen der Objekte sowie der Infrastrukturen. Insgesamt sehen wir das Facility Management als Grundfunktion in den Organisationen etabliert und anerkannt.

Heute kann man FM studieren. Es gibt eine Vielzahl von etablierten FM-Lehrstühlen und sehr engagierte Professoren. Hunderte von jährlichen Studienabgängern sind die Grundlage für eine weitere Professionalisierung der Branche.

 

FACILITY MANAGEMENT

Und Ihre Fachzeitschrift hat hier eine wichtige Rolle, Entwicklungen und Produkte in der Branche zu kommunizieren. Die Veränderungen im FM zeigen sich wieder in den Inhalten der Artikel. Best-Practice-Beispiele gibt es immer noch, aber sie behandeln mehr die strategische Ebene des FM, technische Lösungen und die Innovationen der Digitalisierung haben reine CAFM-Umsetzungsprojekte abgelöst, ebenso wie die Vergabe von Facility Services als eine etablierte Alternative zum Eigenbetrieb möglich ist, ohne ideologische oder andere Diskussionen auszulösen.

 

…und in 25 Jahren?

In der sich schnell verändernden Welt, ist es schwer, so weit in die Zukunft zu schauen und seriöse Prognosen abzugeben, aber es hat den Anschein, dass wir wieder am Anfang einer ungeahnten Veränderung stehen. Die großen Themen, die wir jetzt im Ansatz sehen (Künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Verschmelzen von Infotech mit Biotec, Artificial Reality, Digitalisierung von Prozessen, die Silver Society, der Kampf um Talente, Klimawandel, Zuwanderung und bedingungsloses Grundeinkommen), werden sich durchsetzen und die Welt verändern. Alleine die Auswirkungen der Corona-Krise werden Innovationsschübe auslösen, die wir derzeit nicht ahnen. Die Wirtschaft wird eine andere sein. Wachstum wird nicht mehr die allesbestimmende Kennzahl der Wirtschaft sein, sondern der Beitrag der Organisationen zur Erhaltung der Lebensbedingungen. Und für jeden und alles gilt Ressourcenschonung statt degenerativer Wegwerfgesellschaft.

Künftig wird FM durch den Einsatz vielfältiger Anwendungen der Informationstechnologie sowie neuer Dienstleistungskonzepte wie „service as a product“ hier seinen Beitrag leisten. Und es gilt „wieder“, neues Know-how und neue Berufsbilder, wie zum Beispiel den zirkulären Facility Manager, aufzubauen.

Fachzeitschriften sind bereits jetzt erprobt in der Art und Weise, wie eine vollständige Veränderung durch Digitalisierung gemeistert wird. Neben Printversionen stehen digitale Ausgaben mit fachspezifischen Produkten zur Verfügung und die Interaktion mit den Abonnenten wird in den sozialen Medien geprobt. Persönlich bin ich aber sehr froh, dass es nach wie vor eine gedruckte Version der Zeitschrift gibt und ich wünsche mir, dass es diese auch nach weiteren 25 Jahren noch geben wird.

Die zukünftige Form des Immobilienbetriebs und damit einhergehend das Facility Management wird immer stärker vernetzt und diese Vernetzung bietet neue Möglichkeiten, unterschiedliche Potentiale zu nutzen. Der Erfolg von Unternehmen wird demzufolge zukünftig nicht nur von internen Stärken, sondern zunehmend von den Beziehungen zu anderen Marktteilnehmern bestimmt. Genauso wünsche ich mir für die nächsten 25 Jahre weiter ein konstruktives partnerschaftliches Vertrauen zwischen Leser, Berufsverbänden und Redaktion, um die bevorstehenden Veränderungen unserer Branche anzugehen und eine lebenswerte und gerechte Welt zu schaffen.

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