BACtwin Forum 2025
14.11.2025Mit einer Rekordbeteiligung von fast 160 Expertinnen und Experten aus Planung, Bau und Gebäudebetrieb hat das „BACtwin Forum 2025“ in Mainz eindrucksvoll gezeigt, dass der Digitale Zwilling keine Zukunftsvision mehr ist, sondern gelebte Realität. Im LUX-Pavillon der Hochschule Mainz diskutierten Fachleute aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft über die Digitalisierung des technischen Gebäudemanagements und über die Rolle des Datenmodells BACtwin als Schlüsselinstrument für die Dekarbonisierung.
Was vor drei Jahren mit einem kleinen Kreis von Insidern begann, hat sich zu einem Branchentreff mit wachsender Strahlkraft entwickelt. Die Veranstaltung wurde von der Hochschule Mainz gemeinsam mit dem AMEV (Arbeitskreis Maschinen- und Elektrotechnik staatlicher und kommunaler Verwaltungen), dem deutschen Verband für Facility Management (GEFMA) und der ICONAG Leittechnik GmbH organisiert.
Christian Wild, Lehrbeauftragter an der Hochschule Mainz und Geschäftsführer von ICONAG, machte in seiner Eröffnungsrede deutlich, warum der BACtwinals Erfolgsmodell gilt: „Er gibt Betreibern Souveränität über ihre Systeme und Daten – und schafft damit Unabhängigkeit.“ Der Digitale Zwilling sei entscheidend, um die Transformation der Gebäudewirtschaft zu beschleunigen. „Dekarbonisierung braucht Wettbewerb und Geschwindigkeit“, so Wild.
Dass dabei nicht nur Planer, sondern insbesondere Gebäudebetreiber von Anfang an eingebunden werden müssen, zog sich wie ein roter Faden durch die Veranstaltung. Jürgen Hardkop, Obmann im AMEV, erinnerte daran, dass Planungs- und Bauphasen nur kurze Etappen in einem Gebäudeleben von mehreren Jahrzehnten darstellen. Umso wichtiger sei es, schon früh Datenstrukturen für einen effizienten Betrieb zu schaffen.
Ein Beispiel dafür lieferten Frank Schröder (Phoenix Contact) und Fabian Naethbohm (Hochschule Mainz) aus dem neu gegründeten GEFMA-Arbeitskreis „Gebäudebetrieb 4.0“. Ihr Ziel: weg vom reaktiven Handeln hin zu datenbasierten Entscheidungen. „Wir müssen von Bauchgefühl auf Analytics umstellen“, betonte Schröder. Naethbohm ergänzte: „Das funktioniert nur mit strukturierten, gewerkeübergreifenden Daten – und ohne Freitextfelder.“
Dass sich der BACtwin längst in realen Projekten bewährt, belegten zahlreiche Praxisbeispiele. So arbeiten bereits zum Beispiel der TÜV Süd, der Flughafen Wien und die TU Braunschweig mit BACtwin-Vorgaben. Ingenieur Paul Perzel (Peil und Partner, Berlin) berichtete von seinen Erfahrungen mit dem BACtwin im Hochschulprojekt Braunschweig.
Die Einführung des Benutzeradressierungsschlüssels (BAS) sei zwar ein anspruchsvoller Prozess gewesen, habe sich aber rasch ausgezahlt: „Wir profitieren heute in vielen Projekten von den Erkenntnissen der ersten zehn Monate.“
Auch in Rheinland-Pfalz spielt der Digitale Zwilling eine zentrale Rolle in der Strategie zur CO₂-Reduktion öffentlicher Gebäude. Professor Thomas Giel von der Hochschule Mainz erläuterte, wie das Land bis 2030 seine Liegenschaften dekarbonisieren will – unterstützt durch das Modellprojekt „Campus Schifferstadt“. Dort werden Gebäude- und Energiedaten in einem digitalen Zwilling zusammengeführt, um Bilanzkreise zu steuern und Energieflüsse zu optimieren. „So lassen sich über 70 % CO₂ einsparen – und das im Bestand“, so Giel. „Deutschland ist gebaut, also müssen wir im Bestand handeln.“
Ein weiteres Highlight war der Beitrag von Dr. Max Both, Entendix GmbH, der zeigte, wie künstliche Intelligenz unstrukturierte Daten aus Bestandsgebäuden automatisch in die BACtwin-Struktur überführt. Damit wird aus verstreuten Informationen ein nutzbarer Digitaler Zwilling – die Basis für Monitoring und Optimierung.
Für mehr Transparenz im Ausschreibungs- und Prüfprozess entwickelt ICONAG derzeit ein automatisiertes Prüftool. „Bauherren sollen künftig direkt erkennen können, ob Vorgaben nach BACtwinumgesetzt wurden“, kündigte technischer Berater Daniel Rörich an. Ziel sei, menschliche Lesbarkeit mit digitaler Prüfbarkeit zu verbinden, ergänzte Eike Hinck vom AMEV.
Am Ende des Forums war die Stimmung eindeutig: Der Digitale Zwilling ist im Alltag angekommen – und BACtwin gilt als das praxisgerechte Werkzeug dafür. „Die Gebäudeautomation ist komplex, aber BACtwin schafft Klarheit und Struktur“, resümierte Jürgen Langstein (Delta Controls Germany). Mit großem Applaus und einem Zitat von Victor Hugo – „Nichts auf der Welt ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist“ – schloss Christian Wild die Veranstaltung.
Der Termin für die nächste Fachtagung steht bereits fest: Am 27. Oktober 2026 trifft sich die Branche erneut im LUX-Pavillon in Mainz, um die Zukunft der digitalen Gebäude weiterzudenken.
