RICS: Neue Leitlinien zur Unterstützung der ESG-Bewertung

Um die weitere Implementierung von ESG bei der Bewertung zu unterstützen, hat die RICS jetzt eine Checkliste veröffentlicht, die Kennzahlen und Indikatoren auflistet, die bei der Bewertung angewendet werden können. Zudem wurde ein Thought Leadership-Papier herausgegen, das die Auswirkungen von ESG auf die Bewertung untersucht. 

Jens Böhnlein MRICS, Vorstandsvorsitzender der RICS Deutschland: „Die von der RICS jetzt veröffentlichten ESG-Leitlinien bieten eine fundierte Grundlage für den Immobilienmarkt, um zu einer Versachlichung der Diskussion im Hinblick auf einen ´Brown Discount´ oder dem ´Green Premium´ beizutragen. ESG-Kriterien können damit sinnvoll in die Bewertung aufgenommen werden, damit sie auf dem Markt verstärkt und breit angewendet werden. Zudem dienen die Checkliste und das Thought Leadership-Papier vor allem als Fundament für europäische Bewertungsdienstleister, Investoren- und Bankenverbände.” 

Im Jahr 2022 hatte die RICS eine Expertenkommission gebildet, um die Auswirkungen von ESG auf die Bewertung zu untersuchen. Die Bildung der Kommission war ein Ergebnis einer Untersuchung aus dem Jahr 2021, in der festgestellt wurde, dass etwa die Hälfte der Bewertungsfachleute der Meinung war, dass grüne und nachhaltige Immobilien einen Preis- und Mietaufschlag gegenüber Gebäuden haben sollten, die ohne ESG-Anforderungen konzipiert wurden. 

Die Arbeit der Expertenkommission zielte darauf ab, ESG-Anforderungen auf der Grundlage realer, messbarer Daten in die Immobilienbewertung einzubeziehen. Der Gruppe gehörten Bewerter, Investoren und Banken an. Zudem fungierten die Europäische Zentralbank (EZB) und die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) als so genannte Beobachter.

Das jetzt vorgestellte Papier mit dem Titel „The future of real estate valuations: the impact of ESG“ zeigt auf, dass ESG-fokussierte Immobilien für Investoren zunehmend an Wert gewinnen, und Gutachter Umweltfaktoren immer mehr Aufmerksamkeit schenken. Es sind jedoch erhebliche Defizite bei der ESG-Integration auszumachen. Die RICS ruft deswegen dazu auf, einen ganzheitlichen Ansatz zu verfolgen, der durch die Checkliste unterstützt werden kann.

Sander Scheurwater, Interimsleiter für Strategische Planung und Berichterstattung bei der RICS und Autor der Checkliste: „Die Zusammenführung der wichtigsten europäischen Bewertungsdienstleister, Investoren- und Bankenverbände (INREV, EPRA und EMF) sowie anderer relevanter Organisationen wie WorldGBC, ULI, WBCSD, ERES und IVSC zur Entwicklung dieser Datenliste war bemerkenswert. Die Checkliste ist ein wichtiges Instrument, um ESG-Anforderungen in Bewertungen einzubinden. Dank der guten Arbeit aller Beteiligten verfügen wir nun über eine Liste von Indikatoren, die bereits genutzt wird. Wir freuen uns darauf, die Arbeit auf der Grundlage des Marktfeedbacks fortzusetzen."

Gina Ding, RICS Senior Public Affairs Officer für Europa und Autorin der Checkliste: „Die 12 Kernindikatoren der ESG- und Valuation-Datenliste bieten Gutachtern und Finanzkunden einen konsistenten Satz von Datenpunkten, die in Bewertungsberichten aufgegriffen werden können. Seit der Gründung der Expertenkommission vor eineinhalb Jahren bis heute ist es uns gelungen, das Bewusstsein und das Verständnis zwischen Gutachtern und Kunden zu erhöhen, so dass wir uns gemeinsam auf diesem Weg befinden und unsere Interessen übereinstimmen. Ich danke unseren Mitgliedern in ganz Europa für die Zusammenstellung dieser Publikation, die einen Überblick über den Stand der Dinge in Bezug auf ESG und Bewertung auf den europäischen Märkten gibt, und bin zuversichtlich, dass die Datenliste dazu beitragen wird, das Bewusstsein, Verständnis und Handeln weiter zu verbessern."

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