Orgatec 2010

Nachhaltigkeit und ökologische Verantwortung sind schon lange keine Modeerscheinungen mehr. Im Gegenteil, wer als Unternehmen und Trendsetter up-to-date sein will, kommt an diesen Themen nicht vorbei. Das gilt vor allen Dingen für das Office. Papierberge, Strom- und Energieverbrauch, recycelbare Materialien, Strahlung und Lärm – hier gibt es noch viel Potential. Auf der ORGATEC, der Internationalen Leitmesse für Office & Object, präsentieren die Branchenleader der Büroeinrichtungsbranche vom 26. bis zum 30. Oktober 2010 in Köln aktuellste Trends und Lösungen rund um Büro und Umwelt.

 

Immer mehr Unternehmen erklären „Green Office“ zur Chefsache. „Der weltweite Trend zur nachhaltigen Gestaltung wird für die Büroeinrichtungs¬branche einen spürbaren Innovations- und Wachstumsschub bringen“, unterstreicht Oliver P. Kuhrt, Geschäftsführer der Koelnmesse. Und Ingo Weiß, Leiter Property Management beim Immobilienberater Jones Lang La-Salle in Berlin, erklärt gegenüber der WirtschaftsWoche: „Wer heute in Büros investiert, muss schon aus eigenem Finanzinteresse der neuen Realität drohender Klimakatastrophen und Rohstoffverknappung Rechnung tragen“. Hendrik Hund, Vorsitzender des bso Verband Büro-, Sitz- und Objektmöbel e.V., bestätigt diese Einschätzung: „Nicht nachhaltige Büros sind in ein paar Jahren nicht mehr viel wert. Die Nachfrage nach ökologisch korrektem Büromobiliar wächst rasant.“ Die Hersteller von Büromöbeln und Bodenbelägen erleben zurzeit besonders bei Großprojekten einen explosionsartigen Nachfrageanstieg nach Produkten, die Nachhaltigkeitsstandards erfüllen. „In wenigen Jahren“, bilanziert Hendrik Hund, „werden in Sachen Nachhaltigkeit zertifizierte Büromöbel in Europa Standard sein.“

 

Natur contra Hightech

Das Bedürfnis nach ökologisch verantwortungsvollen Produkten spiegelt sich in der Sehnsucht nach mehr Natur und Wohlfühlatmosphäre im Büroalltag.  „ Die Menschen wollen angesichts der zunehmenden Immaterialität der Arbeit mit allen Sinnen angesprochen werden“, fasst Andreas Neef, Geschäftsführer von Z_punkt, die Ergebnisse der Studie „Ultima Office“ zusammen. Im Auftrag der Koelnmesse analysierten die Zukunftsforscher von Z_punkt, was Büronutzer und Entscheider von zukünftigen Arbeitswelten erwarten und in welchen Arbeitsumgebungen sie tatsächlich arbeiten wollen. Ergebnis: Das funktionale Hightech-Büro hat ausgedient. Natur, Nachhaltigkeit und Sinnlichkeit gehören die Zukunft. Die Studie ergab außerdem, dass der Wunsch nach einer natürlicheren Umgebung am Arbeitsplatz mit der Erwartung einhergeht, dass Stress in der Wissensgesellschaft weiter zunehmen wird, Arbeitsbedingungen flexibler werden und mehr Selbstorganisation und Eigenengagement gefordert sind.

 

Wellness-Faktoren für das Office

„Der dynamische Wandel in der Arbeitswelt erfordert eine Neudefinition und Anpassung von Bürogebäuden. Kreative Ideen werden in der zunehmend automatisierten und vernetzten Industrie zum Rohstoff unserer Gesellschaft“, bringt die Innovationsoffensive OFFICE 21® des Fraunhofer Instituts ein Ergebnis ihrer Untersuchungen zum Thema Büro der Zukunft auf den Punkt. Haupteinflussfaktoren sind demnach Proportionen und Raumgeometrien, Luft und Geruch, Blickbeziehungen, Abwechslung und Individualität, Corporate Culture, Technikintegration, Materialität, Licht, Akustik und Sicherheit. „Die Motivation der Mitarbeiter, neue Lösungen zu finden und diese im Unternehmen zu teilen, ist der Grundstein eines erfolgreichen Akteurs auf den Weltmärkten. Das Büro wandelt sich so vom fixen Ort einer bereitgestellten IT-Infrastruktur zu einem Platz des Gespräches und der Kreation neuer Ideen in einem ansprechenden Umfeld. Motivation, Kreativität, Spontaneität, Flexibilität und Konzentrationsfähigkeit sind ein Ausdruck des menschlichen Wohlbefindens und stehen damit in einer Wechselwirkung von Mensch und menschlicher Umgebung“.

 

 

Grüne Trends setzen sich durch

Ressourcenschonendes Verhalten im Büroalltag sowie die Beachtung von Umweltaspekten werden daher immer wichtiger. Jährlich gewinnt das Thema an Brisanz. Denn nicht nur die verwendeten Materialien werden in Büros umweltschonender eingesetzt, sondern auch Geräte und Möbel, bei denen es sich im Gegensatz zu den Büromaterialien um langlebige Produkte handelt. So bemühen sich die Anbieter zunehmend sicherzustellen, dass das in ihren Produkten verwendete Rohholz aus verantwortungsvoll bewirtschafteten Wäldern stammt, ersetzen lösungsmittelhaltige Lacke durch Öle und verwenden Leime auf wasserlöslicher Basis.

 

Design und Öko – ein attraktives Paar

Dabei gelingt es immer mehr Herstellern, die vielfältigen Anforderungen, die an Büromöbel gestellt werden, mit dem Umweltgedanken zu verbinden. So sollen Officemöbel modern, chic, technisch einwandfrei und ergonomisch sein, zusätzlich aber auch langlebig und Ressourcen schonend. Die aktuellen Angebote belegen: Design und Umweltverträglichkeit müssen kein Widerspruch sein, sondern können sich durchaus ergänzen. Ein spannendes Thema dabei sind die Verbindungen der Einzelteile, die immer intelligenter gelöst werden: Es sind Produkte gefragt, die leicht zu demontieren und reparieren sind, aber nicht geklebt, geschweißt oder genietet, sondern mit lösbaren Verbindungen – geschraubt oder gesteckt – versehen werden. Das beinhaltet auch die Forderung nach Ersatzteilverfügbarkeit für Verschleißteile und lange Garantiezeiten. Fazit: recyclinggerechte Konstruktionen avancieren zum „Must“.

 

Vielseitig, intelligent und recycelbar

Multifunktional, modular und variantenreich überzeugen die modernen Arbeitsplatzsysteme mit viel Ergonomie, Funktion und Komfort, vereinen hochwertige Materialien mit Nachhaltigkeit und einem langen Lebenszyklus. Das gilt genauso für den Einzel- oder Teamarbeitsplatz wie den Besprechungsraum oder das Chefbüro. Ein weiteres Highlight ist die Verwendung vollständig biologisch abbaubarer Materialien. Hier setzt die Industrie neue Standards in Nachhaltigkeit und ökologischem Bewusstsein. So gibt es inzwischen immer öfter Zubehör-Produkte, die entweder vollständig recycelbar oder hundertprozentig kompostierbar sind, ohne Abfall und mit einem Minimum an CO2-Emissionen. Tischplatten, basierend auf Holzspäne, die früher einfach entsorgt wurde, helfen darüber hinaus, das Rohmaterial Holz zu 100 % zu verwerten.

 

Umweltlabel als Qualitätszeichen

Umweltzertifizierungen belegen den hohen Anspruch an nachhaltige Möbel. So werden z.B. bei der Vergabe der Umweltmanagement-Systeme wie DIN EN ISO 14.001 und EMAS (Eco-Management and Audit Scheme / Europa) sämtliche Produktionsabläufe geprüft. Ebenfalls begehrt sind der Blaue Engel oder LGA schadstoffgeprüft. Weitere anerkannte internationale Umwelt- bzw. Green-Building-Zertifizierungssysteme sind LEED (Leadership in Energy and Environmental Design / USA und international), BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method / England und Europa), DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen), GECA (Good Environmental Choice Australia Ltd. / Australien), HQE (Haute qualite environnementale / Frankreich) und MINERGIE-ECO (Schweiz). Wie Hendrik Hund ankündigt, werden die europäischen Büromöbelhersteller diesen Zeichen in ein bis zwei Jahren ein weiteres hinzufügen. "Wir erarbeiten derzeit in unserem europäischen Dachverband FEMB (Fédération Européene du Mobilier de Bureau) ein spezifisches Nachhaltigkeitszeichen für Büromöbel. Dieses soll in zwei bis drei Jahren in Verbindung mit den einschlägigen Zeichen für nachhaltiges Bauen für mehr Orientierung im Markt sorgen."

 

Mehr Kommunikation pro „green office“

Doch nicht nur die Zertifizierung nach aktuellen Umweltstandards kommt bei führenden Unternehmen der Büromöbelindustrie zum Tragen. Zum Leistungspaket gehören inzwischen ebenso Einsparungen von Ressourcen beim Materialeinsatz, die zunehmende Wiederverwertung eingesetzter Einzelteile, die Aufarbeitung zurückgenommener Produkte sowie die Verringerung anfallender Wertstoffabfallmengen wie z.B. Spanplatten und Stangenwaren. Darüber hinaus unterliegen die Schadstoffemissionen strengen Auflagen. Aber auch die Umweltkommunikation spielt eine wichtige Rolle. Umweltberichte und Öko-Bilanzen sowie klare Statements pro „green office“ unterstreichen die Bedeutung von Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein, das zukünftig noch stärker in den Fokus rücken und ein wichtiger Themenschwerpunkt auf der ORGATEC 2010 sein wird.

 

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