Mehr als 120 Teilnehmer beim 9. FM Kolloquium in Berlin

Bereits zum neunten Mal in Folge fand das Facility Management Kolloquium (FMK) in Berlin statt, diesmal unter dem Titel „Arbeitswelten werden mobiler – Herausforderung für das Facility Management“.

Zur traditionellen Vorabendveranstaltung des FMK kamen bereits viele Teilnehmer zu einem Get together in das Olympiastadion Berlin. Führungen zur Architektur und Geschichte dieses imposanten Bauwerkes sowie ein Buffet und Musik ermöglichten den Teilnehmern aus der gesamten Bundesrepublik ein Kennenlernen und eine Einstimmung auf die Konferenz am Folgetag.

 

Mehr als 120 Teilnehmer folgten dann am Konferenztag der Einladung in das Wernerwerk-Hochhaus der Siemens AG in Berlin.

Professor Dr. Christian Korunka, Universität Wien, Lehrstuhl für Arbeitspsychologie, hat in seinem Vortrag eine Analogie zu den Veränderungen der industriellen Revolution gezogen, die auch einen Blick auf die Anforderungen wirft, vor denen wir heute stehen.

 

Als im 19. Jahrhundert die Maschine zunächst die Handarbeit des Menschen verdrängte, den menschlichen Arbeitsprozess in seine Einzelteile zerlegte, um sie zu mechanisieren, und letztendlich mit dem Taylorismus den Menschen zum Anhängsel der Maschine machte, brachte das zunächst eine Produktivität von bis dahin nicht gekanntem Ausmaß.

Zugleich führte aber diese Form der Arbeitsteilung den Menschen an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit und beschnitt seine Kreativität. Neue Arbeitsformen waren gefragt, um den Genius des Menschen wieder wirksam zu machen. Der Mensch wurde immer mehr aus dem unmittelbaren Produktionsprozess herausgelöst. Grenzen der Mechanisierung wurden überschritten und führten zur Automatisierung der Produktion. Das digitale Zeitalter war eingeläutet.

 

Heute sind wir an einem Punkt angekommen, wo die bestehenden Arbeitsformen mit den Möglichkeiten der digitalen Welt kollidieren und zum einen wieder die Leistungsfähigkeit des Menschen beschränken.

Zum anderen werden der Mensch selbst und seine Leistungsfähigkeit wieder zum Nadelöhr in der Beherrschung der technischen Systeme.

Wir sprechen von einer Entgrenzung der Arbeit, die eine permanente Erreichbarkeit des Menschen befördert. Wir leiden unter dem „Information Overload“, das mit herkömmlichen Mitteln nicht mehr beherrschbar ist. Dipl.-Ing. Dieter H. Laarmann, Geschäftsführer der Axel Springer Services & Immobilien GmbH, zeigt die Notwendigkeit auf, in vernetzten Strukturen denken zu müssen, um den Kundenanforderungen zu entsprechen.

 

Aber zugleich zeigten die folgenden Vorträge, dass wir auf einem guten Weg sind. Dipl.-Ing. Ralf Hilgemann, Leiter Qualitäts- und Programmmanagement der DB Immobilien, zeigte Veränderungen in der Kultur der Zusammenarbeit bei der Deutschen Bahn auf, die Voraussetzung für flexibles Arbeiten ist.

Dipl.-Ing. Michael Laun, Leiter Leases & Services bei der Siemens AG, stellte Anforderungen und Varianten einer dementsprechenden Arbeitsumgebung bei der Siemens AG vor. 

 

Aber was folgt, wenn die Fläche und die Infrastruktur mit neuen Ansätzen geschaffen sind? Wie können wir dann wieder den menschlichen Genius auf neue Art aktivieren? Und vor allem, wenn unsere Kunden durch dieses Thema durch sind, welche Konsequenzen folgen dann daraus für die sekundären Prozesse?

 

Dipl.-Ing. Mubina Hadziefendic, Regional Manager Workplace Solution & Strategy der Deutschen Bank AG, hat in ihren Ausführungen eine Vielzahl von Anforderungen vor Augen geführt, nicht für alle konnten auf dieser Veranstaltung eine Lösung gefunden werden. Das liegt aber auch daran, dass wir noch keine Lösung haben, stellt Dr. Karin Albert in Ihrem Resümee des Konferenztages fest.

 

Eines aber steht fest, die Rolle des Facility Managers wird sich wandeln. Die Verwaltung und Instandhaltung von Flächen, eine ohne weiteres schon sehr anspruchsvolle Aufgabe, wird in den Hintergrund treten. An Bedeutung gewinnt die Schaffung des notwendigen Arbeitsumfeldes, das hohe Produktivität zu jeder Zeit ermöglicht und zugleich Formen der Entspannung bietet, sobald sie gefordert und förderlich ist.

 

Deshalb weisen Claudia Knies-May, MBA, Global Category Manager, und Immobilienökonom (ebs) Rochus Weidner, Group Real Estate Management, darauf hin, dass die Deutsche Telekom AG daran arbeitet, dass der FM-Dienstleister zu einem langfristigen Partner zur kompetenten Steuerung der auf hohe Flexibilität gerichteten Facility Services wird. Schon diese Zielstellung macht deutlich, wie weit wir heute bei vielen Leistungsdefinitionen und Ausschreibungsprozessen von den Anforderungen allein im Denken entfernt sind, in der praktischen Umsetzung erst recht. Und hier wird vordergründig die Ursache nicht bei den Dienstleistern gesehen.

 

Wir brauchen neue Arbeitsumfelder, die nicht an einen Platz gebunden sind. Die Vielzahl erforderlicher Bewertungskriterien, um Gesundheit zu fördern und Fehlzeiten zu minimieren, zeigte  Professor Dr. Angelika Banghard, Beuth Hochschule für Technik Berlin, auf.

 

Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, wie Dr. Manfred Fischer, Vorstandsvorsitzender des Deutsches Netzwerk e.V.,  bezogen auf den Vortrag von Professor Schricker während der FM-Konferenz Anfang März dieses Jahres deutlich machte, dass es keine pauschal richtige Lösung geben wird. Wir dürfen also auch nicht auf den Experten hoffen, der uns den Königsweg weist.

 

Sehr anschaulich wurde aber in den Referaten am Konferenztag dargestellt, dass viele gute Ideen vorhanden sind und viele Detaillösungen bereits umgesetzt werden. Und dass es schon heute einen Erfahrungsschatz gibt, den es zu heben gilt.

Deshalb brauchen wir auch über den heutigen Tag hinaus den Dialog, darüber waren sich alle Teilnehmer, Referenten und die Veranstalter nach dieser erfolgreichen Konferenz sicher.

 

Nächstes Jahr feiert das FMK sein zehnjähriges Jubiläum. Das FMK 2015 ist für den 11. und 12. März 2015 zum Rahmenthema „Betreibermodelle: Make or buy“ geplant.

 

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