Startschuss für F&E-Initiative

Immobilienbranche erprobt neuen Standard für rechtssichere
und effiziente Berichterstattung

Am 15. Mai 2025 fiel auf der Real Estate Arena 2025 in Hannover der Startschuss für eine Initiative, die einen zentralen Schritt in Richtung standardisierter, rechts- und revisionssicherer ESG-Berichterstattung in der Immobilienwirtschaft markiert. Das breite Konsortium aus Unternehmen, Fachorganisationen und wissenschaftlichen Partnern startete im Rahmen der Initiative in eine Pilotierung, in der ein digitales Framework für den manipulationsfreien, revisionssicheren und homogenisierten Austausch von ESG-Gebäudedaten erstmals in der Praxis an konkreten Immobilienportfolios getestet wird. Die Initiative zielt auf ein offenes, auditierbares, akkreditierbares ESG-Trustframework für den Austausch von Energie- und Umweltdaten bei Immobilienfinanzierung, Risiko­bewertung und laufenden Reportings.  

ZIA-KPI-Liste als Grundlage für ­einen offenen Branchenstandard 

Basis der Initiative ist die am 7. Mai 2025 vom Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) und dem Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) verabschiedete Liste „Praktikabler Nachhaltigkeits-KPIs für die Immobilienwirtschaft“. Diese umfasst neun umweltbezogene Immobilien-Kennzahlen, die Anforderungen von EU-Taxonomie, CSRD und bankenaufsichtsrechtlichen Vorgaben berücksichtigen. Die Liste dient der Initiative als Ausgangspunkt für eine offene, dezentrale, skalierbare Architektur, die einen verifizierbaren Datenaustausch ermöglicht, um Finanzierung, Dokumentation, Reporting und Steuerung in der Immobilienbewirtschaftung effizient und ohne aufwändige Prüfprozesse zu unterstützen. 

Die Initiative verfolgt das Ziel, ESG-Daten entlang der ganzen Datenkette – vom Sensor/Zähler über das Facility-, Property-, Asset-, Portfolio-Management bis hin zum Prüfer und zur Bank – rechtskonform, konsistent und effizient nutzbar zu machen. So entsteht eine belastbare, branchenweit sowie insbesondere für jegliche digitale Infrastruktur einsetzbare Grundlage für Nachhaltigkeitsbewertung, Finanzierung und regulatorische Berichterstattung. Im Mittelpunkt stehen dabei die Standardisierung von Datenpunkten sowie die Entwicklung eines vertrauenswürdigen, revisionssicheren Rahmens für den Datenaustausch. Dieses soll nach der Pilotphase in eine neutrale Instanz überführt werden, welche die Governance sicherstellt, ein offenes Regelwerk definiert und kontinuierlich weiterentwickelt, sowie Teilnehmer akkreditiert.  

Technologische Basis: Offen, ­auditierbar, vertrauenswürdig 

Die technisch-strukturelle Architektur der Initiative stützt sich neben der ZIA-KPI-Liste auf drei Säulen: 

der DIN SPEC 91475 – ESG-Datenpunkte für die ökologische Analyse von Immobilien 

eine offene Middleware-Technologie mit ganzheitlichem Datenmodell 

ein Trustlayer mit Akkreditierungsrichtlinien, digitalen Signaturen und unabhängiger Prüfinstanz – aufgebaut auf Technologien, aus dem EU-eHealth Network.

Die erste Phase zur Anwendung eines verifizierbaren ESG-Datenaustauschs in der Immobilienfinanzierung startet kurzfristig. Für einige ausgewählte Portfolioeigentümer, Asset Manager und Finanzierungsinstitute besteht aktuell noch die Möglichkeit, Teil der Initiative zu werden. Teilnahmevoraussetzung ist die Einbringung von mindestens drei Objekten, bei denen aktuell eine (Re-)Finanzierung ansteht. 

Teilnehmende Partner erhalten dabei frühzeitig Zugang zu einem prüfungssicheren Standard für ESG-Kennzahlen gemäß EU-Taxonomie, CSRD und bankenaufsichtsrechtlichen Vorgaben. Das Framework ermöglicht eine reibungsarme, konsistente Datenübermittlung für Kreditprozesse – ohne den Aufbau paralleler Strukturen, ohne spätere Korrekturschleifen und ohne zusätzlichen Aufwand. Eigentümer profitieren von Effizienzgewinnen und Verlässlichkeit beim Finanzierungszugang durch Reduktion auf wenige verbindliche Daten und betriebsbereite Schnittstellen. Die Teilnehmer sind damit sehr gut für die neuen Kreditprüfungs-Standards vorbereitet, die ab 2026 eingeführt werden und leisten einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation der Branche.  

Das Branchennetzwerk 
Zu den beteiligten Organisationen zählen u.a. Realcube GmbH, white energy GmbH, agradblue GmbH, BeyondBuild GmbH, gefma – Deutscher Verband für Facility Management e.V. , Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP sowie blackprint, um den Weg zu einem effizienten, standardisierten ESG-Datenaustausch mitzugestalten.
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