Internationale Studie zu "Hybridem Arbeiten"

Unternehmen auf der ganzen Welt stehen im dritten Jahr der Pandemie weiter vor großen Herausforderungen und Unsicherheiten: der Fachkräftemangel, schwindendes Vertrauen und höhere Fluktuation sind entscheidende Punkte, die Unternehmen in Zukunft lösen müssen, um im komplexen Geschäftsumfeld von heute erfolgreich zu sein. Während sich anfangs die ersten Folgen der abrupten Umstellung ins Homeoffice abzeichneten, zeigen sich mittlerweile langfristigere Änderungen im Arbeitsleben: Die Erwartungen Arbeitnehmender an das Berufsleben und ihren Arbeitsbereich haben sich stark verändert und die Vor- und Nachteile des hybriden Arbeitens zeigen sich noch deutlicher.

In seiner aktuellen Studie analysiert der Arbeitsraumexperte Steelcase, wie sich die Bedürfnisse von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in elf Ländern weiterentwickelt haben, welche Arbeitsweisen und Arbeitsräume sie nach mehr als 24 Monaten Pandemie bevorzugen und ob diese Wünsche im Einklang mit aktuellen Büroentwicklungen stehen.

 

Die Frage nach „dem eigenen“ Arbeitsbereich

Viele Mitarbeitende haben einen Großteil ihrer Arbeitszeit pandemiebedingt in den eigenen vier Wänden verbracht. Umso wichtiger und entscheidender scheint es für viele Angestellte laut der Steelcase-Studie zu sein, dass ein fest zugewiesener Arbeitsbereich in ihrem Büro vorhanden ist. Rund 53 % der Befragten in Deutschland wären sogar bereit, einen Teil ihrer Homeoffice-Tage gegen einen fest zugewiesenen Arbeitsbereich im Büro einzutauschen. Und das obwohl 77 % der Befragten zu Hause bereits einen eigenen Bereich zum Arbeiten zur Verfügung haben. Dieser Wunsch spiegelt sich mit durchschnittlich 70 % auch auf globaler Ebene wider.

Laut Studie bevorzugen nur Mitarbeiterende aus Kanada (60 %), Australien (54 %) und Großbritannien (60 %) mehr Homeoffice-Tage anstatt eines fest zugewiesenen Arbeitsbereichs im Büro.

 

Entgegen den Bedürfnissen von Arbeitnehmenden: Trend hin zu weniger zugeordneten Arbeitsbereichen im Büro

Die Tendenz zu weniger zugeordneten Arbeitsbereichen ist jedoch in nahezu allen untersuchten Regionen steigend: Unternehmen verlagern ihre Räumlichkeiten in kleinere Objekte, wodurch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weniger feste Arbeitsbereiche zur Verfügung stehen. Im letzten Jahr gab es weltweit zehn, in Deutschland elf Prozent weniger zugeordnete Arbeitsbereiche in Büros. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu den Wünschen der Arbeitnehmenden. Für Unternehmen ist der Trend wohl vor allem mit wirtschaftlichen Entscheidungen zu begründen. Hybrides Arbeiten hat sich in vielen Bereichen etabliert.

 

Wohlfühlfaktor im Büro bindet Deutsche am stärksten an ihren Arbeitgeber

Doch auch wenn von vielen das Arbeiten von Zuhause aus manchmal bevorzugt wird, zeigen die Studienergebnisse, dass die Bedeutung und Wirkung ihres Büros für Arbeitnehmende nicht zu unterschätzen sind. Weltweit hat das Büro einen weitaus höheren Stellenwert als „nur“ den eines Arbeitsorts mit Stuhl und Schreibtisch. Weder das Gehalt (2 %) noch die Anzahl der Home-Office-Tage (5 %) sind für Faktoren wie Engagement, Identifikation, Produktivität oder die dauerhafte Bindung zum Unternehmen ausschlaggebend, sondern vor allem das Wohlbefinden im Büro.

Laut den Studienergebnissen von Steelcase sind die Mitarbeitenden um durchschnittlich 33 % engagierter, wenn sie gerne ins Büro gehen. Weiterhin steigt die Verbundenheit zur Unternehmenskultur um 30 % mit Auswirkung darauf, wie stark sich Mitarbeitende mit dem Unternehmen identifizieren und zugehörig fühlen. So wird eine langfristige Verbundenheit zum Unternehmen gefördert. Das belegen auch die Erkenntnisse der Studie: Global sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Kündigung um 20 %, wenn die Angestellten zum Arbeiten gerne ins Büro kommen. In Deutschland allein sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Kündigung seitens der Arbeitnehmenden um 26 %, wenn deren Wohlbefinden im Büro gesichert ist.

Dr. Dewi Schönbeck, Vorständin der Steelcase AG erklärt: „Unternehmen müssen die Bedürfnisse ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen und auf sie eingehen – insbesondere in Zeiten des Fachkräftemangels. In unserer aktuellen Studie erkennen wir deutlich, dass das Wohlbefinden im Büro eine zentrale Rolle für Arbeitnehmende spielt. Sie identifizieren sich stärker mit der Unternehmenskultur, kündigen seltener und sind produktiver. Der Trend, Unternehmensflächen aus wirtschaftlichen Gründen zu verkleinern, könnte sich daher auf lange Sicht nachteilig auswirken.“

 

Arbeitnehmende wollen mehr Privatsphäre

Die Ergebnisse der Studie legen dar, dass trotz Home-Office 87 % der Arbeitnehmenden weiterhin im Unternehmensbüro arbeiten werden. Auch wenn Mitarbeitende im Büro sind, um vor allem zusammen zu arbeiten (weltweit 49 %) oder sich allgemein mit den Kolleginnen und Kollegen auszutauschen (47 %), hat die Privatsphäre für sie ebenfalls eine große Bedeutung. Ungefähr 60 % der befragten Arbeitnehmenden weltweit wünschen sich Nischen für einzelne Personen zur Nutzung in hybriden Besprechungen (62 %) und für mehr Privatsphäre (61 %) sowie einen komplett oder teils abgeschirmten Arbeitsbereich (58 %) im Büro.

In Deutschland äußerten 55 % der Befragten den Wunsch nach Einzelbereichen für hybride Meetings und fast ebenso viele (56 %) für Privatsphäre. Im bevölkerungsstarken Indien möchten sogar acht von zehn der Arbeitnehmenden mehr Privatsphäre am Arbeitsplatz beziehungsweise 73 % der Befragten einen Einzelbereich für hybride Meetings.

„Der reale Arbeitsalltag fordert hybride Ansätze. Doch hybride Arbeitsweisen allein reichen nicht, um ein Zugehörigkeitsgefühl zu schaffen oder Angestellten das gewünschte Maß an Einfluss zu bieten. Sie wünschen sich einen Ort, an dem sie sich bei der Arbeit zu Hause fühlen können und an dem ihr Bedürfnis nach Privatsphäre wie auch nach Möglichkeiten zur Zusammenarbeit im Team erfüllt wird. Dabei ist klar, zurück zu Zellenbüros oder einer offenen Fläche mit aneinandergereihten Tischen ist nicht die Lösung – ein Ökosystem an Arbeitsorten ist die Antwort“, so Dr. Schönbeck.

 


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