100 Jahre Piepenbrock: Fest in Familienhand

Piepenbrock feiert ein außerordentliches Jubiläum: Die Osnabrücker Firma existiert seit 100 Jahren. Nach wie vor liegt die Geschäftsführung in den Händen der Familie, heute in der vierten Generation. Achim Roggendorf, Chefredakteur der FACILITY MANAGEMENT, sprach mit Arnulf Piepenbrock, der mit seinem Bruder Olaf das Unternehmen leitet.

100 Jahre Piepenbrock: Was fühlen Sie angesichts des ­Jubiläums?

Stolz. Schließlich gibt es nicht viele Unternehmen, die sich über einen so langen Zeitraum am Markt behauptet haben.

Sie führen das Familienunternehmen jetzt in vierter Generation mit Ihrem Bruder Olaf. Belastet Sie das oder motiviert es Sie eher?

Es beflügelt mich. Es ist Verpflichtung und Herausforderung zugleich, das ­Unternehmen im Geist unserer Familie weiter zu führen. Ich versuche auch dann viel zu geben, wenn es anstrengend oder schwierig wird. Ich habe die meiste Zeit Spaß an meinem Job. Das ist das allerwichtigste. Das gilt im Allgemeinen für Führungskräfte: Insbesondere die Person, die vorne steht, muss mit Engagement und Einsatz bei der Sache sein.

Kennen Sie den Spruch: Die erste Generation verdient das Geld, die zweite verwaltet das Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, die vierte verkommt vollends.

Ja. Otto von Bismarck soll dies einmal so ironisch formuliert haben. Aber keine Sorge. Ich habe nicht vor, mich auf den Familien-Lorbeeren auszuruhen und das Unternehmen zu verkaufen.

Nur weil man Piepenbrock heißt, ist man noch lange nicht qualifiziert für die ­Führung des Unternehmens. Wie wurden Sie ausgewählt?

Das stimmt. Der Name allein reicht nicht. Ich habe das Geschäft von der ­Pike auf gelernt – und das nicht nur im eigenen Haus. Da ich mich nicht ins gemachte Nest setzen wollte, sammelte ich zunächst Erfahrungen in einer Unternehmensberatung, bevor ich im Familienunternehmen Vertriebsaufgaben übernahm. Ich halte das für eine gute und sinnvolle Vorgehensweise, denn man muss sich im Unternehmen bewiesen haben, ­bevor man die Verantwortung übernimmt. 2001 rückte ich dann in die ­Geschäftsführung auf.

Was ist das Erfolgsrezept dafür, dass es Piepenbrock schon so lange gibt?

Viel Fleiß, Unternehmermut und eine Familie, die zusammenhält. Nicht zuletzt natürlich zufriedene Kunden.

Welchen Anteil haben die Mitarbeiter am Erfolg des Unternehmens?

Sie sind der eigentliche Schlüssel. Für uns sind hoch motivierte Mitarbeiter eine Grundvoraussetzung für jeden Erfolg.

Piepenbrock ist über die Jahrzehnte kontinuierlich gewachsen, auch was die Zahl der Mitarbeiter anbelangt. Welche Größe verträgt ein Familienunternehmen, wenn es familiär bleiben will?

Das familiäre Klima zu erhalten hängt nicht allein von der ­Größe des Unternehmens ab. Entscheidend ist, ob man dieses Klima will und auch wirklich lebt. Piepenbrock beschäftigt mittlerweile 27.000 Mitarbeiter. Trotz dieser Größe ist das Unternehmen immer noch vom Familiengeist geprägt und getrieben. Wenn ich unsere Niederlassungen besuche, versuche ich mit möglichst vielen Mitarbeitern zu sprechen. Der Mensch steht bei uns im ­Mittelpunkt, Mitarbeiter sind keine Nummern.

Was macht den heutigen ­Erfolg des Unternehmens aus?

Kreativität, Erfindungsgeist und hohe Innovationsbereitschaft.

Kommen wir zum Facility ­Management, einem Geschäftsfeld von Piepenbrock.

Unser Leistungsspektrum reicht hier vom Hausmeisterdienst über das Betreiben haustechnischer Anlagen bis hin zum Energiemanagement. Konsequentes Kosten-Controlling und eine effiziente Abwicklung kaufmännischer Leistungen wie der Hausverwaltung, des Vertragsmanagements, des Versicherungswesens bis hin zur Objektbuchhaltung kommen hinzu.

Sind sie mit dem bisherigen Geschäftsverlauf in diesem ­Bereich zufrieden?

Ja, das sind wir. ­Allerdings herrscht in der Branche ­momentan ein gnadenloser Verdrängungswettbewerb mit starken Preiskämpfen.

Unterm Strich hat sich das ­Facility Management aber in den letzten Jahren enorm ­entwickelt. Dennoch leidet die Branche nach wie vor ­unter einem Imageproblem. Wie ist das zu erklären?

Facility Management ist für viele immer noch ein Brief mit sieben Siegeln. Sie können mit dem Begriff nichts anfangen. Dank der Initiative „FM – Die Möglichmacher“ ist es aber schon besser geworden.

Facility Manager ist nur ein aufgeblasener Begriff für Hausmeister und damit ein unnötiger Anglizismus – sagen Unwissende. Was erwidern Sie?

Das Facility Management beschäftigt zwar auch Hausmeister, aber die Aufgaben eines Facility Managers sind viel komplexer – einen Hausmeister würde man damit nicht beauftragen. Der Facility Manager übernimmt alle Aufgaben, die in und um eine Immobilie anfallen. Das ist ein höchst komplexes und dadurch auch interessantes Berufsfeld.

Neben dem Facility Management gibt es aber noch wei­tere Geschäftsfelder, die Sie beackern.

Das stimmt. Wir haben unsere Dienstleistungssparte in vier ­Bereiche unterteilt – Gebäudereinigung, ­Sicherheitsdienste, Instandhaltung und Facility Management. Zudem haben wir unsere Tochtergesellschaften – die beiden Verpackungmaschinenbaufirmen LOESCHPack und Hastamat sowie unseren Reinigungschemiehersteller Planol – in einer Industriegruppe zusammengefasst.

Wenn ein Unternehmen so breit aufgestellt ist wie ­Piepenbrock, besteht da nicht die Gefahr, dass man sich verzettelt oder gar den Überblick verliert?

Nein, diese Gefahr besteht nicht. Nach dem Motto „Schuster bleib’ bei deinem Leisten“ machen wir nur das, wovon wir etwas verstehen.

Kommen wir zu einem anderen Thema, das derzeit in aller Munde ist: Kaum ein Wort hat solche Karriere gemacht wie die „Nachhaltigkeit“. Auch Piepenbrock wirtschaftet mittlerweile „nachhaltig“.

Wir machen das schon seit vielen Jahren. Früher hatte das nur einen anderen Namen. Schon Ende der 1980er Jahre etwa haben wir einen Umweltbeauftragten im Unternehmen etabliert und den ersten Umweltbericht veröffentlicht. Für mittelständische ­Familienunternehmen wie Piepenbrock – mit 100-jähriger Tradition, geführt in vierter Generation – ist der Begriff Nachhaltigkeit daher im Grunde nichts Außergewöhnliches. Wir betrachten nachhaltiges Wirtschaften, also den im wahrsten Sinne des Wortes ordentlichen Erhalt und die vernünftige Fortführung des Unternehmens, eher als Selbstverständlichkeit denn als aktuellen Managementstil.

Was motiviert Sie, sich für Nachhaltigkeit einzusetzen? Nachhaltigkeit war schließlich für viele Unternehmen über Jahrzehnte hinweg ein Fremdwort, da sie im Verruf stand, den Profit und das wirtschaftliche Wachstum zu hemmen und somit auch die Existenz des Unternehmens zu gefährden.

Piepenbrock: Wenn wir mit unseren Ressourcen nicht vorausschauend umgehen, werden wir zwangsläufig verlieren. Nachhaltiges Handeln heißt für uns, die Lebensqualität jetziger und künftiger Generationen in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht zu erhalten und zu mehren.

Sie sind auch sozial sehr engagiert.

Piepenbrock: Wir unterstützen die Hilfsorganisation Plan International Deutschland e.V. Dieses Kinderhilfswerk finanziert Projekte in 46 Ländern durch Patenschaften. Zudem haben wir im Kampf gegen den globalen Klimawandel bereits mehr als 18.000 Bäume im firmeneigenen brandenburgischen Naturpark Stechlin gepflanzt.

Woher kommt dieses Engagement?

Piepenbrock: Wir als Familienunternehmen im Allgemeinen und als Familie im Speziellen waren in den vergangenen 100 Jahren sehr erfolgreich und hatten somit auch viel Glück. Da ist es für uns selbstverständlich, der Gesellschaft so viel wie möglich zurückzugeben. Das Baumpflanzen ist als „Aktion Wachstum“ Teil unseres Programms „Piepenbrock Goes Green“, das wir vor einigen Jahren aus der Taufe gehoben haben, um unserem ökologischen Engagement einen Namen zu geben. So geben wir gemeinsam mit unseren Kunden der Umwelt das zurück, was wir ihr mit unseren Produkten und Dienstleistungen genommen haben.

2012 war das bislang beste Jahr der Unternehmensgeschichte. Was kann da jetzt noch kommen?

Piepenbrock: Ich bin mir sicher, noch eine ganze Menge. Wir wollen weiter wachsen. Allerdings nicht um jeden Preis, sondern organisch, aus eigener Kraft heraus.

Heißt das, dass Sie in diesem Jahr Ihrem Vater Hartwig Piepenbrock einen Traum erfüllen und beim Umsatz die 500 Mio. Euro-Marke knacken werden?

Piepenbrock: Uns liegen zwar noch keine Zahlen vor, aber wir sind guter Dinge, dass es klappen wird. Gleichwohl ist es nur ein Etappenziel. Die nächste Hürde, die wir beim Umsatz nehmen wollen, ist „500 Plus“.

Würden Sie sich wünschen, dass eines Ihrer oder der Kinder Ihres Bruders in fünfter Generation ins Familienunternehmen einsteigt und damit die Tradition fortsetzt?

Piepenbrock: Welcher Vater würde sich nicht darüber freuen, wenn der Nachwuchs in seine Fußstapfen tritt? Druck möchte ich dabei aber nicht ausüben. Wer eine Sache ohne Spaß und Freude angeht, dem vergeht schnell die Lust. Dann wird die Arbeit zur Qual.

Vervollständigen Sie bitte zum Abschluss noch folgende Sätze:

In zehn Jahren ist Piepenbrock …

… eine wichtige Größe am FM-Markt.

Als Geschäftsführender Gesellschafter würde ich mir wünschen …

…, dass das Unternehmen noch lange im Besitz der Familie bleibt.

Bevor ich mich bei Piepenbrock zurückziehe …

… muss die Nachfolge geregelt sein.

Herr Piepenbrock, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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