Auf der Überholspur

Mehr Umsatz, mehr Mitarbeiter: Der Düsseldorfer Multidienstleister Klüh krönte im vergangenen Jahr seinen weltweiten wirtschaftlichen Höhenflug. FM-Chefredakteur Achim Roggendorf sprach mit Holding-Geschäftsführer Reiner Worbs über Dienstleistungen auf höchstem Niveau.

Herr Worbs, Zahlen lügen nicht: 2015 setzte Klüh Service Management 685,3 Mio. € (plus 8,6 %) um, zudem entstanden 5000 neue Arbeitsplätze. Damit zählt das Unternehmen weltweit 46.797 Mitarbeiter, davon 17.207 in Deutschland. Was kann da jetzt noch kommen?

Worbs: Das klingt jetzt vielleicht abgedroschen. Aber das ist auch und vor allem der Erfolg unserer Mitarbeiter. Ohne ihre Motivation und Leidenschaft wäre dieses Wachstum nicht möglich gewesen.

Das werden Ihre Mitarbeiter gerne lesen. Aber wie geht es denn nun mit Klüh weiter?

Worbs: Unsere positive Geschäftsentwicklung setzt sich fort. Das kann ich jetzt schon sagen. Bis Ende Juni 2016 haben wir neue Aufträge im Wert von 38 Mio. € gewonnen. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ist das ein Plus von rund 60 %.

Heißt das, dass Sie in diesem Jahr beim Umsatz die angepeilte 700-Millionen-Euro-Marke knacken werden?

Worbs: Wir sind zuversichtlich, dass uns das gelingen wird. Sollte die gute Auftragslage anhalten, rechne ich sogar mit 700 Plus. Gleichwohl ist es nur ein Etappenziel.

Wie ist diese rasante Wachstumsfahrt zu erklären?

Worbs: Ein echtes Erfolgsrezept gibt es nicht, wie bei jeder guten Rezeptur sind die Zutaten entscheidend. So sind wir ganz nah dran an unseren Kunden, verstehen ihre Anforderungen und Bedürfnisse und setzen diese innerhalb kürzester Zeit um. Gleichzeitig beobachten wir den Markt und die Veränderungen und entwickeln neue Ideen und Konzepte. Wir lassen nicht zu, dass wir in Routinen denken. Unsere Kunden bekommen nichts aus der Schublade von gestern. Hinzu kommt, dass wir uns als familiengeführtes Unternehmen dem Mittelstand in besonderem Maße verbunden fühlen. Wir denken und handeln wie dieser: unternehmerisch.

Es heißt, dass bei Familienunternehmen die Tür vom Chef immer offen steht.

Worbs: Ich denke schon, dass ich ein offenes Ohr für die Mitarbeiter habe. Anders würde es auch gar nicht gehen. Als Verantwortlicher für den Vertrieb und das operative Geschäft bin ich ständig in den Niederlassungen unterwegs. Die Gespräche, die ich hier führe, helfen mir, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Kommen wir zur Gebäudereinigung, einem wichtigen Geschäftsfeld von Klüh.

Worbs: Die Gebäudereinigung wächst seit Mitte 2015 überproportional. Das hat damit zu tun, dass wir uns auf bestimmte Branchen fokussieren. Ein Beispiel ist die Gesundheitsbranche. Oder auch die Banken und die Industrie. Diese Konzentration erweist sich als die für uns richtige Strategie und zahlt sich aus.

Angeblich soll die „Geiz-ist-geil“-Mentalität der Kunden auf dem Rückzug sein. Danach ist Qualität inzwischen bei der Auftragsvergabe wieder wichtiger als der Preis. Können Sie das bestätigen?

Worbs: Auf einige Branchen mag das zutreffen. In der Gesundheitsbranche etwa ist Qualität ein ganz entscheidender Faktor. Auch für bestimmte Bereiche in der Industrie. Dennoch bleibt der Preis für viele Kunden bei der Auftragsvergabe das entscheidende Kriterium.

Das Gebäudereiniger-Handwerk klagt allgemein über Personalmangel. Wie stellt sich die Situation aus Ihrer Sicht dar?

Worbs: Der Arbeitsmarkt ist in vielen Regionen Deutschlands wie leergefegt. Das bekommen wir natürlich auch zu spüren. So müssen wir deutlich mehr Aufwand betreiben, um offene Stellen zu besetzen. Bislang ist es uns aber immer noch gelungen, die Mitarbeiter zu bekommen, die wir brauchen. Es dauert halt nur etwas länger.

Wie können Sie denn bekennenden Putzmuffeln das Fensterputzen oder Staubwischen schmachhaft machen?

Worbs: Ein bekennender Putzmuffel wird sich erst gar nicht bei uns bewerben. Wer bei uns in der Gebäudereinigung arbeiten möchte, für den sollte das Saubermachen keine Last sein. Eine gewisse Begeisterung für den Beruf ist schon erforderlich.

Ein weiteres wichtiges Standbein von Klüh ist das Catering. Ist das immer noch ein Wachstumsmarkt?

Worbs: Das Geschäft mit der System-gastronomie läuft nach wie vor gut. Wir sind seit Jahren eines der führenden Catering-Unternehmen im Care-Markt und bieten unseren Kunden innovative, gesunde und regionale Speisenkonzepte an. Aber auch in der Betriebsgastronomie haben wir uns als vertrauenswürdiger Partner einen Namen gemacht.

Warum boomt das Geschäftsfeld?

Worbs: Nach wie vor entscheiden sich Unternehmen, Bereiche outzusourcen, die nicht zu ihren Kernkompetenzen zählen. Auf Anfrage entwickeln wir dann individuelle Konzepte nach Maß. Das kommt bei den Kunden gut an. Oft heißt es „Das ist aber mal was ganz Neues“. Bei der Entwicklung der Konzepte berücksichtigen wir regionale Küchenvorlieben, saisonale Begebenheiten und achten auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung unserer Gäste.
Hinzu kommt, dass die Bevölkerung immer älter wird. Da mit der Zahl an Hochbetagten auch die Zahl der Pflegebedürftigen steigt, werden Senioren- und Pflegeheime gebaut. Und in jedem Heim muss für die Bewohner gekocht werden. Da kommen wir ins Spiel.

Wie viele Essen werden mittlerweile von Klüh-Mitarbeitern jährlich ausgeliefert bzw. gekocht?

Worbs: In der Betriebsgastronomie produzieren wir pro Jahr mittlerweile rund 5,3 Mio. Mahlzeiten. Im Gesundheitsmarkt sind es rund 25 Mio. Essen. Und das bei steigendem Umsatz. Wobei wir feststellen, dass der Trend zu üppigen Mahlzeiten oder zu fettigem Essen abnimmt. Das sehen wir auch an unserem eigenen Essverhalten. Das hat sich auch verändert. Die kleine Mahlzeit, der Snack gewinnt gerade in der Betriebsgastronomie immer mehr an Bedeutung.

Und die Essen schmecken wirklich alle?

Worbs: Wenn sie mich fragen, ob unsere Mahlzeiten, die wir zubereiten, immer schmecken, sage ich selbstverständlich ja. Aber mal ehrlich: Das ist wie in einer Familie. Wenn vier Personen beim Essen am Tisch sitzen, ist bestimmt einer dabei, der sagt, das ist nicht unbedingt meins. Und so ist es natürlich auch in der Gemeinschaftsverpflegung. Es gibt immer Stimmen, die sagen, das hat uns heute nicht so gut geschmeckt. Dafür haben wir Kantinenausschüsse, Gremien in denen wir uns austauschen und Feedback einholen. Wir setzen mittlerweile sogar Software-Lösungen ein, um zu erfahren, ob wir den Geschmack getroffen haben. Mithilfe einer App kann beispielsweise der Mitarbeiter, der das Betriebsrestaurant besucht, noch vor Ort Speisen und Getränke bewerten. Für uns ist diese schnelle Rückmeldung sehr hilfreich. Wir können auf Lob und Kritik sofort reagieren und den Speiseplan gegebenenfalls verändern.

Wie ist es denn, wenn Sie Essen gehen? Ich könnte mir vorstellen, dass Sie dann schon mal nach dem Haar in der Suppe suchen.

Worbs: Ich gebe zu: Es ist nicht immer einfach mit mir, zumal ich auch mal Koch gelernt habe. Meine Frau treibe ich mit meiner Art manchmal in den Wahnsinn. Wenn aber für eine Pasta mit ein bisschen Trallala 35 € verlangt werden, dann kann ich mich schon mal aufregen. Denn im Einkauf gibt es die Zutaten für zwei, drei Euro.

Also macht Essen gehen mit Ihnen nicht immer Spaß?

Worbs (lacht): Nach dem zweiten Glas Wein wird es besser.

Security ist die dritte tragende Säule von Klüh. Spüren Sie die steigende Nachfrage nach Sicherheit?

Worbs: Die Zeiten sind unsicherer geworden. Das spüren wir alle. Gerade im öffentlichen Bereich hat deshalb der Wunsch nach mehr Sicherheit zugenommen. Dem tragen wir Rechnung. Beispielsweise durch Qualifizierung der Mitarbeiter. Zudem setzen wir vor Ort mehr Personal ein. Aber auch die Technik rückt in den Vordergrund. Immer öfter setzen wir zusätzlich Überwachungssysteme ein.

Sie haben sich also gut auf die neue Situation eingestellt?

Worbs: Wir haben schon immer sehr viel Wert auf die Ausbildung unserer Security-Mitarbeiter gelegt. Ihre Qualifizierung muss für jeden sichtbar sein. Deshalb schulen wir unsere Kräfte seit Jahren in einer eigenen Sicherheitsschule. Wann darf der Wachdienst eine Person festhalten, was heißt Hausrecht und wie stark darf sich ein Wachmann wehren, wenn er angegriffen wird? Wichtig ist uns auch das Trainieren des Umgangs mit Menschen.

Bei Klüh werden die Mitarbeiter vorbildlich auf ihre Aufgabe vorbereitet. Allerdings hat das Fehlverhalten mancher Security-Leute eine Debatte über Ihre Qualifikation ausgelöst. Ärgern Sie sich über solche schwarzen Schafe, die eine ganze Branche in Verruf bringen?

Worbs: Natürlich ist das ärgerlich. Man kann Situationen, die zu Fehlverhalten führen, aber nie gänzlich ausschließen. Tolerieren dürfen wir aber so ein Verhalten keinesfalls. Deshalb gehen wir bei der Personalauswahl noch sorgfältiger vor und investieren noch mehr Zeit und Geld in die Ausbildung.

Wie wird sich das Geschäft mit der Sicherheit entwickeln?

Worbs: Die Gewährleistung der Sicherheit ist eine Kernaufgabe des Staates. Hier muss wieder mehr Geld investiert werden. Das hat die Politik längst erkannt. Doch die Polizei kann nicht alle Aufgaben übernehmen. Ich bin überzeugt, dass man deshalb bestimmte Aufgaben verstärkt auch an private Dienstleister vergeben wird. Nur die innovativsten Sicherheitsunternehmen mit bestens qualifizierten und ausgebildeten Mitarbeitern werden davon profitieren, also auch Klüh Security.

Herr Worbs, danke für das Gespräch.

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