Klimakonferenz in Kopenhagen

Noch bis zum 18. Dezember 2009 dreht sich in Kopenhagen alles rund ums Thema Nachhaltigkeit. Von den dort verabschiedeten Absichtserklärungen und Beschlüssen werden auch die Baubranche und damit auch die Gebäudetechnikbranche in besonderem Maß betroffen sein. Daher ist kaum verwunderlich, dass führende Unternehmen der Branche als Partner der 15. UN-Klimakonferenz auftreten.

Die Klimakonferenz  in Kopenhagen wurde bereits im Vorfeld als wohl eine der wichtigsten Konferenzen der Menschheit tituliert. Wie Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Mitglied des Weltklimarats IPCC, im Rahmen des 5. Viessmann Energieforums vier Wochen vor Beginn der UN-Weltklimakonferenz erklärte, „können wir in Europa das Klimaproblem nicht mehr allein lösen. Vor 20 Jahren wäre dies noch möglich gewesen. Heute ist es ein weltweites Problem.“ Alle Klimamodelle weisen darauf hin, dass nur mit gemeinsamen Anstrengungen ein Anstieg der Globaltemperatur auf 2 K begrenzt werden kann. Jeder Temperaturanstieg darüber hinaus könnte, so die physikalischen Berechnungen zahlreicher führender Wissenschaftler, zu einer nicht vorhersehbaren Veränderung des Weltklimas führen.

Ein solches Problem kann nur gemeinsam gelöst werden. Von der Problematik überzeugt zeigen sich auch viele Unternehmen der TGA-Branche und sind mit Engagement, Produkten und Dienstleistungen daran beteiligt, den CO2-Ausstoß von Gebäuden zu reduzieren.

Es handelt sich dabei um keine isolierte Betrachtung der Betriebsphase. Bereits bei der Erstellung eines Gebäudes muss darauf geachtet werden, dass entsprechende Produkte zum Einsatz kommen. Während der Betriebsphase eines Gebäudes muss zudem Wert auf eine ständige Optimierung der Anlagen geachtet werden.


EnergyTours & EnergyMap.dk

Nicht nur im Rahmen der anstehenden UN-Klimakonferenz vom 7.bis 18. Dezember dieses Jahr in Kopenhagen blickt die Welt in Sachen Energie- und Klimaschutz nach Dänemark. Das Land gilt weltweit als Vorreiter in diesem Bereich und verfolgt auch weiterhin seine Ziele sehr ehrgeizig: Bis 2020 soll in Dänemark der CO2-Ausstoß um 30 % gesenkt werden und bis 2025 30 % des dänischen Energieverbrauchs über erneuerbare Energien gedeckt werden. Des Weiteren strebt Kopenhagen an bis 2015 Eco-Metropolis der Welt zu sein und bis 2025 sogar CO2 -neutral zu werden.

Nun möchte Dänemark seine Expertise auf diesem Gebiet durch zwei Servicetools, die in der Verantwortung des im Februar 2008 gegründeten Climate Consortium Denmark stehen, im Rahmen einer internationalen Zusammenarbeit  weitertransportieren.

Auf der Internetplattform http://www.energymap.dk kann man sich nicht nur über die neueste technologischen Entwicklungen, Nutzungsmöglichkeiten regenerativer Energien sowie konkrete Fallbeispiele  informieren, sondern vor allem Kontakte zu relevanten Akteuren aufbauen, die internationale Kooperationen vertiefen sollen.

Für ausländische Firmen, die Interesse haben mehr über Investitionsmöglichkeiten sowie dänische Cleantech-Lösungen zu erfahren, werden EnergyTours angeboten. Die speziell auf die jeweiligen Wünsche abgestimmten Touren geben den Teilnehmern die Möglichkeit, bei Standortbesichtigungen, Seminaren oder aber auch Face-to-Face Meetings, die wichtigsten Akteure im Klimaschutz kennenzulernen sowie über mögliche Synergien und Austauschpotentiale zu sprechen.

Zu den Unternehmen, die sich als Partner der Weltklimakonferenz beteiligen, gehört der dänische Danfoss-Konzern. Danfoss siehtt als Hersteller innovativer Technologien in den Bereichen Wärme-, Kälte- und Antriebstechnik eine umweltverträgliche Fertigung und Logistik sowie die Vermeidung von Abfall und gesundheitsschädlichen Stoffen als elementaren Bestandteil seines Wertesystems an. So setzt sich das Unternehmen selbst zum Ziel, den eigenen CO2-Ausstoß in den weltweit 73 Fertigungsstätten bis 2025 um 25 % zu reduzieren. DAs Unternehmen plädiert zudem dafür, die Möglichkeiten der modernen Technik zu nutzen, um in Gebäuden für einen effizienteren Umgang mit der Energie zu sorgen. Mit dem Austausch veralteter Thermostate und erst recht dem von alten Handabsperrventilen an Heizkörpern durch moderne Regelthermostate könnten mit geringen Investitionen bereits eine Menge erreicht werden. Berechnungen von Danfoss ergaben, dass europaweit 1,5 Milliarden Heizkörper existieren, aber nur die Hälfte davon ein Thermostat hat, das den Heizkörper je nach Raumtemperatur automatisch öffnet oder schließt. Die andere Hälfte muss immer noch ständig von Hand verstellt werden. „Die Tatsache, dass thermostatische Heizkörperventile in Deutschland weit verbreitet sind, spart bis zu 150 Mio. t CO2 pro Jahr. Die Umsetzung dieser vorhandenen Technologie muss nicht nur auf ganz Europa ausgeweitet werden, sondern weltweit als einfaches und kostengünstiges Mittel für erhebliche CO2-Reduktionen und Einsparungen genutzt werden. Diskussionen über die Senkung der CO2-Emissionen konzentrieren sich häufig auf Transport und Energieerzeugung - große Probleme, die komplexe Lösungen erfordern. Die Energieeffizienz nachgelagert zu erhöhen, zum Beispiel in einem Gebäude, ist eine der effektivsten Möglichkeiten, eine sofortige Wirkung zu erzielen“, sagt Thomas Kroll, National Sales Director für Danfoss Deutschland. Außerhalb Europas besteht sogar ein noch größeres Potential für CO2-Reduktionen. Von 75 Mio. Heizkörpern in Nordamerika haben weniger als 3 Mio. Thermostate. In China, wo es 860 Mio. Heizkörper gibt, besitzen nur 5 Mio. Thermostate.

Die Ausstellung ‚Bright Green’ zeigt in Kopenhagen vom 12. bis 13. Dezember 2009 weitere Lösungsansätze für eine klimafreundlichere Zukunft. Mehr Informationen zur Ausstellung gibt es im Internet unter http://www.brightgreen.dk .


Deutsche Bestrebungen

Bereits vor Beginn der Klimakonferenz in Kopenhagen hat Bundesumweltminister Dr. Norbert Röttgen den „Klimaschutzdialog Wirtschaft und Politik“ ins Leben gerufen. „Klimaschutz ist der Impulsgeber für die ökonomische Modernisierung unseres Landes. Deshalb ist Kopenhagen zugleich die bedeutendste Wirtschaftskonferenz unserer Zeit“, sagte Röttgen auf einer Pressekonferenz, an der neben dem Vorstandsvorsitzenden der Siemens AG, Peter Löscher, und dem Vorstandsmitglied der Allianz SE, Dr. Joachim Faber, auch Dr. Martin Viessmann teilnahm.

Dr. Martin Viessmann sagte: „Unser Nachhaltigkeitsprojekt ‚Effizienz Plus‘ zeigt, dass es möglich ist, wirtschaftlichen Erfolg mit dem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen zu vereinbaren. Durch die Steigerung von Energieeffizienz, Arbeitseffizienz und Materialeffizienz sowie den Einsatz erneuerbarer Energien dient das Projekt dem Klimaschutz, generiert Wachstum und sichert Arbeitsplätze.“

„Die deutsche Industrie kann Dank ihrer Innovationskraft wesentlich zu einem effektiven weltweiten Klimaschutz beitragen“, sagte Peter Löscher, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG und Vorsitzender der BDI-Initiative „Wirtschaft für Klimaschutz“. „Wenn wir unsere technologischen Lösungen stärker nutzen, wird Klimaschutz zum Wachstumstreiber für die deutsche Industrie!“

„Wir erleben gerade, rechtzeitig vor der Klimakonferenz in Kopenhagen, einen Paradigmenwechsel. Der Klimaschutz wird in Deutschland erstmals von Wirtschaft und Politik nicht mehr als regulatorische Bürde, sondern mehrheitlich als machbar und ökonomisch sinnvoll anerkennt“, so Dr. Joachim Faber, Vorstandsmitglied der Allianz SE.

Um die Folgen des Klimawandels ökonomisch und ökologisch beherrschbar zu halten, darf die globale Erderwämung nach heutigem Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis 2 K im Vergleich zum vorindustriellen Niveau nicht überschreiten. Dazu müssen die Industrieländer bis Mitte dieses Jahrhunderts nahezu CO2-frei wirtschaften. Notwendig dafür sind grundsätzliche Umstrukturierungs- und Modernisierungsprozesse. Diese müssten vorurteilsfrei und am Klimaziel orientiert diskutiert werden, so der Bundesumweltminister. Es gehe für Deutschland nun und in den kommenden Jahren darum, einen globalen Strukturwandel aktiv mit zu gestalten und den Anschluss nicht zu verlieren. In einem ersten Schritt wird das Dialogforum Klimapolitik und Wirtschaft sich auf die Bereiche Industrie, Finanz- und Bauwirtschaft konzentrieren.

 

Globale Einigung auf CO2-Messmethodik

In einem Rahmendokument einigten sich bereits im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Kopenhagen die führenden Organisationen zum nachhaltigen Bauen auf eine gemeinsame Methodik zu Erfassung von Klimagasen – in Fachkreisen „Common Carbon Metric“ genannt. Getragen wird diese Einigung durch das United Nations Environment Programme (UNEP), die das Konzept auch in Kopenhagen vorstellen wird. Das 1972 ins Leben gerufene Umweltprogramm UNEP ist als zentrales umweltpolitisches Organ das „Umweltgewissen“ der Vereinten Nationen.

  Christian Donath, Geschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), begrüßt diese Entwicklung: “Wir freuen uns, dass die DGNB mit ihrem im Juni veranstalteten internationalen Workshop die Initialzündung für diese weltweit als Durchbruch bewertete Einigung gegeben hat. Unser besonderer Dank gilt dem ehemaligen Vorstand und der Mitinitiatorin der DGNB Dr. Eva Schmincke, die gemeinsam mit Jean-Christophe Visier (CSTB, Frankreich), das Rahmendokument im Wesentlichen erarbeitet hat.“  

Die Berechnungsmethode soll künftig in allen etablierten Rating-Tools, wie zum Beispiel dem DGNB, BREEAM, LEED sowie Green Star, zur Messung der CO2-Emmissionen angewandt werden.  

Auf der UN-Klimakonferenz COP15 wird die Vereinbarung erstmals den politischen Entscheidungsträgern der Vereinten Nationen vorgestellt.

Als Dachorganisation koordiniert der World Green Building Council (WGBC) die globalen Aktivitäten der nationalen Organisationen zum nachhaltigen Bauen. Er vertritt die gemeinsam erarbeiteten Positionen gegenüber den internationalen Vertretern von Politik und Wirtschaft.

Die europäischen Interessen werden im World Green Building Council durch die beiden Vollmitglieder Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) und U.K. Green Building Council (UKGBC) vertreten. Weitere 16 nationale Councils, zum Beispiel aus Österreich, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Polen und Spanien, befinden sich zur Zeit in Gründung oder sind bereits mit der WGBC assoziiert. Mit der aktuellen Berufung von Christian Donath in den Vorstand des WGBC werden die europäischen Interessen künftig auch global stärker vorangetrieben.


Supercomputer am Deutschen Klimarechenzentrum in Hamburg

Mit dem Start der neuesten Berechnungen für den Weltklimarat haben die Bundesministerin für Bildung und Forschung Prof. Dr. Annette Schavan und Hamburgs Erster Bürgermeister Ole von Beust am 10. Dezember 2009 in Hamburg das weltweit modernste Klimarechenzentrum eingeweiht. Der neue Klimarechner „Blizzard“ des Deutschen Klimarechenzentrums (DKRZ) ermöglicht immer genauere Prognosen zukünftiger Klimaänderungen. Mit einer Spitzenrechengeschwindigkeit von 158 TeraFlop/s (Floating Point Operations pro Sekunde) ist der Höchstleistungsrechner etwa 60-mal leistungsstärker als sein Vorgänger und einer der weltweit größten Supercomputer. Der Höchstleistungsrechner wird in der Lage sein, sogar Wirbelstürme und sehr kleine Meereswirbel zu modellieren. Ein wesentlicher Teil der Ergebnisse wird in den Berichten des Weltklimarats IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) verwendet und gehört zu den weltweit führenden Klimavorhersagen. Ein Großteil der wissenschaftlichen Grundlagen für die Weltklimakonferenz in Kopenhagen stammt aus den Berechnungen des DKRZ in Hamburg. Mit dem Supercomputer können neben der Atmosphäre und den Ozeanen  inzwischen auch Prozesse im Eis, Boden und Pflanzenreich sowie deren Einfluss auf die Kohlenstoffverteilung und damit der Treibhauseffekt einbezogen werden.


Autor: Marcus Lauster, stellv. Chefredakteur TAB Technik am Bau, Weitere Infos auch unter www.tab.de

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