Standpunkt

Erwartungen an FM-Dienstleister und ihre Rolle in der Digitalisierung

Immobilieneigentümer und -nutzer investieren regelmäßig viel Zeit und Geld zur Digitalisierung ihrer FM-Prozesse. Dabei stellt sich die Frage der Eigen- und Fremdleistungstiefe: Welche Aufgaben übernimmt man selbst und welche Leistungen delegiert man an einen integrierten oder viele einzelne FM-Dienstleister?

Initiative ist gefordert

Dabei ist verwunderlich, dass nicht mehr „digitale“ Initiative von den FM-Dienstleistern kommt. Denn hier bestände die Möglichkeit einer Win-Win-Situation: In dem Sinne, dass Dienstleister eine einheitliche Kundenplattform anbieten, die den Kunden in die Lage versetzt, Vertragsbeziehungen, Beauftragungen von Wartungen, Prüfungen und Instandsetzungen sowie Dokumentationen zum Nachweis der Betreibersicherheit ganz einfach zu handhaben. Stattdessen muss heute jeder Kunde, der die DL-Steuerung effizient und digital umsetzen möchte, selbst Konzepte und IT-Lösungen entwickeln. Und die Dienstleister können nur reagieren, statt das Heft des Handelns in den eigenen Händen zu behalten. Dabei wäre ein proaktives Modell so einfach.

Datenmodell, E2E-Prozesse

Neben einem standardisierten Datenmodell für architektonische und technische Objekte werden eine Handvoll durchdachter E2E-Prozesse sowie ein real time-fähiges Reporting- und Dashboard System benötigt. An der Schnittstelle zwischen Kunde und Dienstleister sind ein Ticketprozess sowie ein Prozess zur Steuerung von Regelleistungen an technischen Anlagen und Flächen aus einer Wartungskalenderfunktion heraus notwendig. Eine formale Beauftragung mit Bezug zu Rahmenverträgen, die betreibersichere Dokumentation der Leistungserfüllung sowie die Faktura oder ein Gutschriftverfahren runden das Leistungsbild der zu digitalisierenden Prozesse ab. 

Standardisierung

Die Prozesse der DL-Steuerung (Auftraggebersicht) und der operativen Leistungserbringung (Dienstleistersicht) im Facility Management sind kunden- und branchenübergreifend ähnlich. Daher wäre eine standardisierte digitale Plattform zur Dienstleistersteuerung in Bezug auf Stammdaten, die Geschäftsprozesse, das Reporting und Kennzahlen absolut wünschenswert. Sie würde für die Kunden echte Mehrwerte liefern. Denn diese wären befreit von dem Anspruch, zur professionellen DL-Steuerung eigene Softwareprojekte und Software-Auswahlprozesse zu managen. Stattdessen könnte das Augenmerk auf die begleitenden fachlichen Maßnahmen gelegt werden: Aufbau einer belastbaren Stammdatenbasis mit eigener Datenhoheit, Auswahl geeigneter Dienstleister sowie Definition der Rahmenvertragsleistungen und Servicelevel.

Chance für Dienstleister

Wer auf Dienstleister-Seite diese Chance am schnellsten erkennt, kann sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil ­-sichern. Der Ansatz SaaS (Software as a Service) und cloud-basierte Plattformen würde auch der FM-Branche guttun.     

x

Thematisch passende Artikel:

Ausgabe 02/2021 Integrierte Facility Management-Modelle erfordern die Repositionierung des FM

Ausschreiben allein reicht nicht!

Im englischsprachigen Raum sind integrierte globale Facility Management-Modelle seit Jahren etabliert. Viele internationale Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihr FM länderübergreifend...

mehr
Ausgabe 03/2022 Digitale Dienstleistersteuerung, -beauftragung, -rückmeldung und ­-abrechnung bei der Deutschen Flugsicherung

Paperless Maintenance

Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH mit Sitz im hessischen Langen ist ein privatrechtlich organisiertes Unternehmen, das zu 100 Prozent dem Bund gehört. Im Auftrag des Bundes nimmt die DFS die...

mehr
Ausgabe 01/2010 Auf zu neuen Märkten! Und zurück zum ganzheitlichen Ansatz!

Win-Win durch FM

Wo liegen die Zukunftspotentiale? Zu den so genannten Corporates zählen diejenigen Unternehmen, die zwar Immobilien besitzen, mit diesen aber kein Geld verdienen und das trifft immerhin auf 95?% der...

mehr
Ausgabe 01/2012 Arbeitskreis Asset Management der GEFMA belegt Defizite zwischen Asset und Property Management

Trendstudie Asset Management: Ergebnisse und aktuelle Tendenzen

Strategischer Partner vs. „operativer Erfüllungsgehilfe“ – Wort und Tat der Auftraggeber klaffen eklatant auseinander Die Aussagen der Top-Manager zeigen, dass sowohl das Asset Management (AM)...

mehr
Ausgabe 04/2014 Dienstleistersteuerung

Der Objektmanager hat den „schwarzen Peter“

Fangen wir mit einem „Einstiegsproblem“ an: Nicht die Aufgabe der Entwicklung von Mechanismen und Werkzeugen steht im Mittelpunkt der Debatte. Sondern es wird - wie so oft, wenn etwas im FM-Markt...

mehr