Tipps für das Arbeiten im Homeoffice

Die aktuelle Situation stellt die Arbeitswelt vor neue, ungewohnte Herausforderungen und verlangt enormes Umstellungsvermögen. Viele Unternehmer und Mitarbeiter finden sich plötzlich im Home-Office wieder, ohne wirklich darauf vorbereitet zu sein. Einige Menschen arbeiten sogar zum ersten Mal von zu Hause aus und tun sich schwer, einen gesunden, motivationsfördernden Arbeitsrhythmus zu finden, da die eigenen vier Wände nicht immer ideale Bedingungen zum Produktivsein bieten. Die Lichtspezialisten vom Planungsbüro Peter Andres (PAL) in Hamburg verraten 8 Tipps, wie wir mit wenig Aufwand auch zu Hause für optimale Lichtverhältnisse sorgen können, die ein gutes, effektives Arbeiten sicherstellen.

Viele denken beim „Arbeitsplatz daheim“ als Erstes an die Optimierung der Arbeitsausstattung. Ergonomische Bürostühle, höhenverstellbare Schreibtische und ausladende Monitore halten Einzug ins hauseigene Büro, um das Verrichten der täglichen Aufgaben möglichst angenehm und belastungsfrei zu gestalten. Andere setzen auf die richtige Ernährung. Abwechslungsreiche Menüpläne mit gesunden Lebensmitteln sollen Konzentrations- und Leistungsvermögen fördern und das Energielevel über den Tag hochhalten. Einer der wichtigsten Faktoren, der unsere Arbeits- und Lebenswelt in vielerlei Hinsicht beeinflusst, wird jedoch oft vernachlässigt: das Licht.

Dabei ist Licht eine wichtige und wertvolle Ressource, die uns jeden Tag kostenlos zur Verfügung steht. Damit kennen sich vor allem die Lichtexperten von Peter Andres Lichtplanung (PAL) aus, denn Schulen, Veranstaltungsräume und Betriebsgebäude mit wohltuendem, zielgerechtem Licht zu versorgen, ist ihr tägliches Geschäft. „Wir möchten, dass möglichst viele Menschen die Vorteile von gutem Licht für sich nutzen können“, betont Jule Sophie Leu von PAL, „daher erklären wir gern, wie sich mit einfachen Mitteln und wenigen Anpassungen auch im Home-Office angenehme, förderliche Lichtsituationen schaffen lassen. Schließlich geht es uns zurzeit nicht anders – auch wir arbeiten normalerweise in modernen, lichtdurchfluteten Büros und müssen jetzt mit den Gegebenheiten zurechtkommen, die wir zu Hause am Küchentisch vorfinden.“

Tipp 1: Ausreichend Tageslicht tanken

Neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zufolge benötigen Menschen über mindestens 2 bis 3 Stunden am Tag Licht mit einer Intensität von ca. 1000 Lux, um eine Wachphase zu erreichen, in der sie aktiv und aufmerksam sind. Da wir zurzeit nicht mehr so viel unterwegs sein können, nicht zur Arbeit fahren oder die Kinder in die Schule oder Kita bringen, sollten wir deshalb gezielt Zeit im Freien verbringen, um uns genügend Tageslicht abzuholen. Vor allem Menschen, die im dunklen, zugezogenen Schlafzimmer aufwachen, brauchen eine gehörige Portion Licht, um munter zu werden und effizient arbeiten zu können.

Spaziergänge morgens und mittags bringen den Körper in Bewegung, den Kreislauf in Schwung und sorgen für gute Laune. Und sie gewährleisten, dass wir ordentlich Tageslicht abbekommen, sodass unser Körper die Funktionen hochfahren und wichtiges Vitamin D produzieren kann. Denn nirgendwo ist das natürliche Licht so intensiv, hell und wirksam, wie draußen an der frischen Luft. Selbst wechselhafte, wolkige Sonnentage bieten Lichtintensitäten bis zu 20.000 Lux. Sogar im Schatten können noch 10.000 Lux erreicht werden. Auch auf dem Balkon oder am offenen Fenster kann das Tageslicht seine wohltuende Wirkung entfalten. Achtung: Fensterglas mindert die Qualität des Tageslichts und dämmt viele der positiven Effekte ein. In geschlossenen Räumen hängt die Tageslichtqualität somit stark von der Fensterverglasung ab.

Tipp 2: Den Arbeitsplatz in Fensternähe einrichten

Biologisch wirksames Licht am Arbeitsplatz erhöht die Phasen der Aufmerksamkeit und steigert dadurch Konzentration, Leistungsfähigkeit und Produktivität. Ein klassischer Arbeitsplatz sollte laut Arbeitsstättenrichtlinie Beleuchtungsstärken von 500 bis 750 Lux aufweisen. In einem durchschnittlichen Wohnraum liegen die Beleuchtungsstärken jedoch oft nur zwischen 50 und 300 Lux, da die Tageslichtmenge mit zunehmender Raumtiefe abnimmt. Mit einem Schreibtisch in Fensternähe können wir bei der Arbeit besser vom hellen, hochwertigen Tageslicht profitieren.

Tipp 3: Direkte Blendung, Reflexionen und zu hohe Leuchtdichten vermeiden

Direkte Sonneneinstrahlung ins Gesicht oder auf spiegelnde Oberflächen wie Monitore, blanke Tischplatten oder glänzende Schreibtischunterlagen sollten wir unbedingt vermeiden, denn sie beeinträchtigt unser Sehvermögen und stört die Konzentration. Doch nicht nur direkte Sonnenstrahlen, auch die helle, sonnenbeschienene Fassade gegenüber, der wolkige Himmel oder helle Vorhänge, die von außen angestrahlt werden, können blendend wirken, da sehr hohe Leuchtdichten im Blickfeld entstehen. Hier kann ein dunkler Vorhang oder eine zugezogene Jalousie zeitweise Abhilfe schaffen, bis die Sonne ein Stück weitergezogen ist.

Idealerweise sollte der Ausblick 3 Ebenen umfassen und sowohl Boden, Häuserfassaden oder Bäume, als auch den Himmel einbeziehen, sodass ein ausgewogenes Helligkeitsumfeld gegeben ist. Ein Ausblick auf die Nordfassade des gegenüberliegenden Hauses kann daher besser sein nur die Sicht auf den Himmel.

Tipp 4: Kunstlicht wählen, das dem Tageslicht ähnlich ist

An dunklen Wolkentagen oder im Winter reicht das natürliche Tageslicht oft nicht aus, um den Lichtbedarf am Arbeitsplatz zu decken. Im Home Office oder beim mobilen Arbeiten ist eine normgerechte Beleuchtung allerdings nur schwer zu realisieren und daher meist nicht vorhanden. Dazu fehlen entsprechende Messgeräte zur Prüfung. Doch auch hier hilft es, einige Aspekte im Auge zu behalten, um die Beleuchtung am Arbeitsplatz so ideal wie möglich zu gestalten.

Hier gilt: Je genauer sich das Kunstlicht am natürlichen Licht orientiert, desto besser unterstützt es die Konzentration, das Wohlbefinden und die Gesundheit. Direktes, auf die Arbeitsmittel gerichtetes Licht sollte deshalb durch diffuses Licht im Hintergrund ergänzt werden. Denn eine Mischung aus direktem und diffusem Licht erinnert an das natürliche Licht mit Sonne und Schatten und hebt die Stimmung. Die eingesetzten Leuchtmittel sollten außerdem eine gute Farbwiedergabe bieten und nicht flackern.

Tipp 5: Lichtcharakter an den Aufgabenbereich anpassen

Sowohl für die Konzentration als auch für die Kommunikation ist der richtige Lichtcharakter entscheidend. Beim konzentrierten, fokussierten Arbeiten hilft direktes Licht, das die Arbeitsfläche beleuchtet und den Blick auf das Wesentliche lenkt. Eine gute Kommunikationsbeleuchtung für Videokonferenzen wird hingegen mit diffusem Licht erzielt, das die Umgebung erhellt und so für eine angenehme Darstellung der Gesichter sorgt.

Tipp 6: Auf die Lichtposition achten

Damit keine ungünstigen Schatten entstehen, die bei der Arbeit stören, empfehlen die Lichtplaner aus Hamburg, Schreibtischleuchten entgegengesetzt zur dominanten Hand zu platzieren – bei Rechtshändern auf der linken Seite und bei Linkshändern auf der rechten. Bei Leuchten im Rücken ist zu beachten, dass Licht von hinten nicht nur Schatten, sondern auch im Bildschirm Reflexionen erzeugen kann.

Tipp 7: Den Arbeitsplatz optisch vom Rest der Wohnung trennen

Damit es zu Hause nicht nur mit dem motivierten, produktiven Arbeiten, sondern auch mit der Erholung nach Feierabend klappt, raten die Experten, für den Arbeitsplatz eine kühlere Lichtfarbe zu wählen als für den restlichen Teil der Wohnung. Dadurch ist der Arbeitsbereich optisch vom Wohnbereich getrennt und die Stimmung ändert sich, sobald Bildschirm und Leuchten ausgeschaltet sind. So kann auch der Kopf abschalten und den entspannten Abend im gemütlichen Bereich der Wohnung genießen.

Tipp 8: Das richtige Licht zur richtigen Zeit

Um sicherzustellen, dass unsere innere Uhr im Home Office nicht aus dem Takt gerät, ist es besonders wichtig, die Lichtintensität, aber auch die Lichtfarbe, an die Tageszeit anzupassen. „Morgens und mittags benötigen wir intensiveres, kühleres Licht mit höheren Blauanteilen, damit unser Körper mitbekommt, dass es Tag ist und wir wach werden und aktiv sein können“, erläutert Meggy Rentsch von PAL. „Zum Abend hin ist dafür weniger helles, wärmeres Licht ratsam, da ein zu hoher Blauanteil das Schlafhormon Melatonin unterdrückt und das kann zu Schlafproblemen führen.“ Statt heller Deckenfluter sollte also lieber gedimmtes, diffuses Hintergrundlicht eingesetzt werden, das die direkte Beleuchtung am Schreibtisch ergänzt. Moderne Bildschirme verfügen in der Regel über eine Night-Shift-Funktion, mit der sich die Blaulichtanteile reduzieren lassen. Das Umgebungslicht sollte jedoch nie ganz abgeschaltet werden, da das Bildschirmlicht allein nicht ausreicht, um die Konzentration aufrechtzuerhalten, und die Augen zu sehr anstrengt. Arbeit am späten Abend oder in der Nacht sollte generell möglichst vermieden werden.

Fazit

Mit diesen Tipps machen die Lichtplaner von PAL deutlich, dass sich auch im Home-Office gute Lichtverhältnisse schaffen lassen, die Motivation, Konzentration und Produktivität fördern. Lediglich einige Anpassungen und das Beachten der Gegebenheiten sind dafür erforderlich. Ein entsprechend platzierter Schreibtisch hilft, das Tageslicht optimal zu nutzen.

Kühleres Kunstlicht am Arbeitsplatz trennt das Homeoffice optisch vom gemütlichen Wohnbereich und den Arbeitstag vom Feierabend. Das Wichtigste ist aber, den eigenen Arbeitsrhythmus samt zugehöriger künstlicher Beleuchtung dem natürlichen Tagesverlauf anzupassen, damit wir tagsüber möglichst viel gesundes, wohltuendes Tageslicht nutzen und in den Abendstunden zur Ruhe kommen und gut einzuschlafen können. So kann man ausgeruht und mit frischer Energie in den Arbeitstag starten.

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