ICME-Studie 2011: International agierende Facility-Management-Dienstleister

Presse-InformationIn einer weltweiten Online-Umfrage kontaktierte die Unternehmensberatung ICME Management Consultants mehrere hundert führende Facility-Management-Dienstleister in über 25 Ländern. Ziel war es, das Spannungsfeld zwischen den Erwartungen international agierender Corporates und den Lösungsansätzen der FM-Dienstleister auf den einzelnen Märkten zu analysieren.

 

 

„Wir haben festgestellt, dass selbst in verwandten Regionen und Wirtschaftsräumen die Erwartungen der Corporates von den Dienstleistern nur partiell erfüllt werden können“, fasst ICME-Partner Christoph Zimmer die Ergebnisse zusammen. „Die Studie zeigt, dass internationales Facility Management strategisch geplant und länderspezifischen Gegebenheiten Rechnung getragen werden muss. Darüber hinaus werden sich FM-Dienstleister mit veränderten Marktanforderungen, beispielsweise gestiegenem Kostendruck, zunehmender Internationalisierung und Orientierung am Lebenszyklus konfrontiert sehen.“

 

Aufbauend auf Ergebnissen einer FM-Umfrage von ICME unter Corporates wurde in der vorliegenden Erhebung die FM-Anbieterseite unter die Lupe genommen. Rund 20 % der angeschriebenen Service-Provider aus allen Regionen der Welt beantworteten die Online-Befragung. Diese Rücklaufquote erlaubt eine differenzierte Analyse des internationalen FM-Marktes. Zusätzlich wurden zahlreiche Interviews mit ausgewählten Experten geführt.

 

Denke global, agiere lokal. Selbst verwandte Regionen und Wirtschaftsräume zeigten keine einheitlichen Entwicklungen. Die befragten Märkte unterliegen einer Vielzahl länderspezifischer Faktoren wie Klima, lokale Rechtssituation, Marktstandards, politische Situation, Anzahl und Größe der Service-Provider und Nutzererwartungen, die es in der Ausgestaltung des Facility Managements zu berücksichtigen gilt. So zeigte sich in Europa ein Nord-Süd-Gefälle, was die Entwicklung der FM-Märkte betrifft: In Großbritannien, den Niederlanden und Dänemark werden weiter zunehmend globale und integrierte Lösungen erwartet, vor allem auch getrieben durch die Entwicklungen im nordamerikanischen Raum. Nordische Staaten sind also hoch entwickelt in FM-Vergabemodellen, südosteuropäische hingegen stark fragmentiert. Ausnahmen: Bulgarien und Rumänien. Beide Länder haben vom Bauboom profitiert und dadurch eine Aufwertung des FM-Marktes erfahren.

Zudem zeichnet sich der Markt in den westeuropäischen Ländern, nicht zuletzt durch Ausgründungen großer FM-Gesellschaften aus den Mutterkonzernen, durch eine Vielzahl etablierter und großer Provider aus.

Diese sehen noch ausreichende Wachstumschancen im angestammten Kernmarkt. „Dass das ‘follow the customer‘-Prinzip für Service Provider weit geringer als erwartet bewertet wurde, hat uns besonders erstaunt“, so Gerald Schlögl, ICME-Senior Consultant.

 

Gründe für unterschiedliche Entwicklungen. Die Studie zeigte, dass die Service Provider in den entwickelten Märkten Westeuropas und Nordamerikas ihren primären Expansionspunkt auf kulturell und geographisch nahegelegenen Märkten in Süd- und Südosteuropa sehen. Das ist darauf zurückführen, dass eher in politisch stabilen Märkten (22 % der befragten Unternehmen) in denen ausreichend Fachkräfte (15 %) vorhanden sind, noch entsprechendes Wachstumspotential (18 %) vermutet wird. Außerdem sind die kulturellen, sprachlichen und geographischen Unterschiede geringer, was eine Steuerung und Qualitätssicherung einfacher gestaltet.

Ausnahmen hierbei: China und die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese rücken zunehmend in den Fokus etablierter asiatischer und westeuropäischer FM-Anbieter. Lokal ansässige FM-Unternehmen (GCC) treten hier als Joint Venture mit großen internationalen Anbietern auf. Den asiatischen Raum wiederum zeichnet eine extreme Heterogenität der Märkte aus. Generell zeigte sich, dass Asien (mit Ausnahme Japans) gegenüber Industrieländern im Bereich FM noch rückständig ist. In bauintensiven Regionen Südostasiens (5 %) und Chinas (14 %) erwarten die FM-Dienstleister weiterhin eine hohe Outsourcing-Aktivität.

In Nordamerika sehen sich FM-Dienstleister – ähnlich wie in den gesättigten Märkten Westeuropas – mit starker Konkurrenz und dem Zwang zur Kostensenkung konfrontiert. Immobilienbesitzer sind aufgrund der Immobilienblase gezwungen, massiv Kosten zu senken. Andererseits ergeben sich dadurch für Provider weitere Outsourcingpotentiale, weil bis dato eigenerbrachte Leistungen weiter ausgegliedert werden.

 

Der Kunde ist nicht unbedingt König. Laut ICME-Partner Christoph Zimmer zeigt sich auf der Service-Provider-Seite trotz zunehmender Bedeutung der Sekundärprozesse im Kerngeschäft (54 Prozent) immer noch ein „falsches Verständnis der FM-Dienstleister für Forderungen der Corporates beispielsweise nach Transparenz (Open Book Philosophie) oder einer Risiko- und Gewinnübertragung“.

Auch wollen Corporates – im Gegensatz zu den Dienstleistern – keine Langfristbindungen eingehen, um langfristig flexibel zu sein und schnell auf wirtschaftliche Veränderungen reagieren zu können. Das heißt: Provider agieren offensichtlich an den Anforderungen an ihren Kunden vorbei und haben noch keine entsprechenden Lösungsmodelle dafür entwickelt. Sie sind nicht bereit, partnerschaftliche Beziehungen einzugehen, beispielsweise durch offene Kalkulationen oder Gewinn- und Risikoteilung, ohne Langfristbindungen zu fordern.

Um den Bedürfnissen gerecht zu werden, müssen Provider entsprechende Modelle entwickeln, die sowohl einem partnerschaftlichen Ansatz gerecht werden, als auch den Corporates entsprechende Flexibilität einräumen, so ICME-Senior Consultant Gerald Schlögl. Neben Flexibilität müssen sich FM-Dienstleister auch immer mehr auf Leistungsqualität und Produktivität als Entscheidungskriterien der Corporates bei der Dienstleisterauswahl einstellen. Auf Basis der Studie ließ sich zudem die Hypothese, Märkte würden sich grundsätzlich entlang eines Lebenszyklus in bestimmten Phasen entwickeln, weiter untermauern. Mit der Besonderheit, dass in aufstrebenden Ländern, wie den Vereinigten Arabischen Emiraten, Singapur, Malaysia, in Teilen Chinas und einzelnen osteuropäischen Staaten, Phasen schneller durchlaufen oder übersprungen werden.

Dies lässt sich mit hohen Bauinvestitionsvolumina und dem Zukauf externen Know-hows erklären. Diese weniger entwickelten FM-Märkte schreiten offensichtlich häufig durch technisches Gebäudemanagement voran.

 

Fazit: Aufgrund der eingangs bereits erwähnten Heterogenität lässt sich keine global gültige Aussage machen. Die Studie zeigte aber, dass das von ICME entwickelte FM-Geschäftsmodell funktioniert und richtig ist. ICME definieren darin einen globalen, strategischen Rahmen für internationales FM, welcher an die jeweiligen Besonderheiten der Märkte angepasst werden muss. Nur wenn diese Guideline adaptiert und übertragen wird, schafft das einerseits Kundenzufriedenheit und führt zusätzlich zu einem Value Add für das Kerngeschäft durch das Facility Management.

 

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