Nicht sexy genug

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

die FM-Branche ist mit einer Bruttowertschöpfung von 130 Mrd. € und einem Anteil von 5,42 % am Bruttoinlandsprodukt nicht nur eine Stütze der deutschen Wirtschaft. Mit jährlichen Wachstumsraten von 4 % und mehr ist sie gleichzeitig eine mehr als stabile und krisenresistente Schlüsselbranche in Deutschland. Selbst in konjunkturell schwierigen Zeiten erhöhte sich der Anteil der Erwerbstätigen auf mittlerweile 4,5 Mio.

Wirklich beeindruckende Zahlen. Dennoch wird die Branche immer noch „vielfach unterschätzt“, wie Professor Markus Thomzik in einem Interview im Serviceplus-Magazin des international tätigen Multidienstleisters Dussmann feststellt. Hier zeigt sich laut Thomzik, der seit 2005 im Fachbereich Maschinenbau und Facilities Management an der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen lehrt und forscht, ein Dilemma: „Die FM-Branche ist in ihren Leistungen so breit gefächert und kleinteilig strukturiert, dass ihre volkswirtschaftliche Bedeutung nur selten in Politik, Presse oder der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.“

Zudem gelte die Branche „aufgrund des hohen Anteils an 400-Euro-Jobs nicht als sonderlich sexy und im Vergleich zu den vermeintlichen Stars der deutschen Wirtschaft zumindest bislang auch als recht exportschwach“. Hier stecken für Thomzik noch Entwicklungsreserven, „um das Bild der Branche weiter zu schärfen und zu profilieren.“

Beim Werben um talentierten (Führungs-)Nachwuchs sind das natürlich Nachteile. Immerhin hat sich der Studiengang „Facility Management“ in der deutschen Hochschullandschaft etabliert, wie auf UNICUM.de, der Website für Schüler, Studenten und Berufseinsteiger, nachzulesen ist. Trotzdem bieten nur wenige deutsche Hochschulen sowohl einen Bachelor als auch einen Master an.

Zwar verzeichnete FM-Professor Kai Kummert zuletzt einen Run auf die Studienplätze an der Berliner Beuth Hochschule für Technik. Allerdings waren laut Statistischem Bundesamt in Deutschland zum Wintersemester 2014/15 lediglich 3.093 Studierende im Fach Facility Management eingeschrieben. Davon waren mit 1.864 Studierenden mehr als 60 % männlich.

Dabei sind laut UNICUM.de die Berufsaussichten für FM-Absolventen rosig. Die Nachfrage an qualifizierten Kräften steige stetig an, „da immer mehr Unternehmen die wirtschaftliche Bedeutung des Facility Managements erkennen“. So sei es mittlerweile oft der Fall, dass Studenten bereits während des Studiums von Unternehmen angeworben werden.

Professor Markus Thomzik rät Studierenden möglichst frühzeitig über Praktika und Werkstudententätigkeiten in die Branche einzutauchen. Denn um handlungsfähig zu werden, muss man zusätzlich zum erlernten Wissen Erfahrungswissen aufbauen. „Schwimmen lernt man ja auch nicht auf der Schulbank, sondern im Wasser.“

Einen Wermutstropfen gibt es indes für studierte Berufseinsteiger. Trotz des Fachkräfte-Bedarfs liegt das Einstiegsgehalt, so UNICUm.de, nämlich niedriger als bei anderen Wirtschafts-Technik-Studiengängen. „Zum Start beträgt der Verdienst etwa 2.600 €“. Hier könnten die Unternehmen vielleicht noch an der Gehaltsschraube drehen oder Aufstiegsmöglichkeiten in besser bezahlte Positionen deutlicher aufzeigen.
 
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