Consense 2009 -  Nachhaltigkeit rechnet sich…

…oder sie wird sich zumindest zukünftig rechnen. So könnte das Fazit der diesjährigen Consense lauten, die vom 23. bis 24. Juni in Stuttgart stattfand. Zu der 2. von der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (www.dgnb.de) veranstalteten Fachkonferenz kamen mehr als 1650 Teilnehmern an den beiden Veranstaltungstagen ins ICC der Messe Stuttgart, um sich über das Thema „Mehrwert schaffen – Nachhaltigkeit in der Bau- und Immo­bilien­wirtschaft“ zu informieren.

Lebenszyklus-Management gehört zu den zentralen Themen bei der Planung, dem Bau und der Bewirtschaftung von Immobilien, und so entwickelte sich die darauf spezialisierte ILM-Konferenz zu einer festen Größe im Kalender der Immobilienbranche. Jahr für Jahr zog sie 600 Teilnehmer an - und verändert jetzt ihr Profil auf tiefgreifende Weise. Die Veranstalter – ein 20-köpfiges Programmkomitee aus namhaften Vertretern der Bau- und Immobilienwirtschaft – bringen ihr thematisches Konzept ab 2010 in die Consense ein, dem internationalen Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen.

„Wir wissen das Vertrauen der ILM sehr zu schätzen und freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit mit dem ILM Programmkomitee“, so DGNB Präsident Prof. Dr.-Ing. Werner Sobek. Die ILM passt nicht nur thematisch aufgrund ihres Schwerpunktes der Nachhaltigkeit gut ins Konzept der Stuttgarter. Auch das Image stimmt: Besucher beschreiben sie als inhaltlich wegweisend und loben besonders die hervorragenden Networking-Möglichkeiten. „Wir haben uns als Initiator der ILM sehr intensiv mit diesem Zusammenschluss beschäftigt“, sagt Martin Reents, CEO der conject AG, die selbst Mitglied der DGNB ist. „Wir stellen seit 2005, als die 1. ILM-Konferenz stattfand, die Nachhaltigkeit in den Vordergrund. Immobilien werden nicht überleben, wenn sie nicht nachhaltig unter Berücksichtigung der Lebenszykluskosten geplant, gebaut und betrieben werden.“ Künftig ziehen ILM-Programmkomitee und DGNB an einem Strang. „Beide Projekte gebündelt – das wird dem Ziel, nachhaltiges Bauen voranzutreiben, einen weiteren Schub geben“, ist sich Reents sicher.

Von Anfang an hatte Nachhaltigkeit einen zentralen Stellenwert bei der ILM-Konferenz. Schon 2006 appellierte Dr. Volker Hauff als keynote speaker: „Das Thema wird uns die nächsten Jahrzehnte in Atem halten! Das ist das große Thema dieses Jahrhunderts, weil es die Möglichkeit bietet, Orientierung zu schaffen bei der Gestaltung der Globalisierung. Es ist eine inhaltliche Positionierung, ein Kompass, der uns in die Lage versetzt, mit positivem Grundton an das Phänomen der Globalisierung heranzugehen und diese - mit ganz neuen Verantwortlichkeiten – zu gestalten.“

Das Gebäude zukünftig wesentlich effizienter gebaut werden müssen, ist nichts Neues. Neben der erneut novellierten EnEV (Version 2009), die Anfang in Oktober in Kraft tritt und erneut um ein Drittel höhere Anforderungen an den effizienten Umgang mit der Energie im Gebäude verlangt, wird auch die Europäische Union entsprechende Ziele definieren. So ist u.a. damit zu rechnen, dass diese bis 2015 eine feste Quote an Nullenergiegebäuden vorschreiben wird. 

Ob mit nachhaltigen Gebäuden kurzfristig höhere Renditen zu erzielen sind, ist jedoch noch fraglich. Darüber waren sich die Referenten der Veranstaltung weitgehend einig. Doch die weichen Faktoren spielen auf jeden Fall eine nicht zu unterschätzende positive Rolle. Dazu gehören laut Prof. Dipl.-Ing. Matthias Schuler, Transsolar, eine höhere Produktivität der Mitarbeiter, wenn z. B. besseres Licht, eine höhere Luftqualität und eine individuelle Kontrollierbarkeit auf das Raumklima möglich ist.

Dass langfristig Investoren und Nutzer von nachhaltigen Gebäuden profitieren, diese Überzeugung vertrat Dr. Frank Billand, Vorstandsmitglied der Union Investment Real Estate AG. So hat sein Unternehmen bereits etliche zertifizierte Gebäude im Bestand. Er konnte sogar einen Fall zitieren, in dem ohne eine entsprechende Zertifizierung der Nachhaltigkeit eines Gebäudes ein Hauptmieter eines Investitionsobjektes abgesprungen wäre.

Jens-Ulrich Maier, ECE Projektmanagement GmbH & Co. KG, sieht den Vorteil eines Gütesiegels darin, dass „wo wir bislang aus Erfahrung klug geworden sind“, nun eine Klammer in Form eines einheitlichen Bewertungsmaßstabs geboten wird. Mit der Arbeitsgruppe „Handelsbauten“ sollen dazu die besonderen Anforderungen erarbeitet werden, die an diese Gebäude gestellt werden. Dazu gehören geringere schalltechnische Anforderungen innerhalb der Gebäude, nach dem Motto „eine ruhige Ladenstraße ist für Kunden nicht attraktiv“, und die Bewertbarkeit der von den Mietern in Einkaufsstraßen meist eigenverantwortlich durchgeführten Baumaßnahmen.

Lars Bernhard Schöne, Strabag, sieht das Thema Nachhaltigkeit auch als ein immer bedeutender werdendes Thema für Investoren und Projektentwickler an: „Noch ist Nachhaltigkeit ein USP, morgen ein K.O.-Kriterium.“ Dafür müssten allerdings noch Kapitalanlageformen entwickelt werden, die zusätzlich zu den Faktoren Rendite, Sicherheit und Liquidität die Nachhaltigkeit integrieren.

Peter Mösle, Dress & Sommer sowie Fachausschusssprecher der DGNB, sieht es als eine weitere Herausforderung an, die Internationalisierung des Gütesiegels voranzutreiben. Dazu ist eine lokale Anpassung auf die jeweils landestypischen und klimatischen Umstände notwendig, um letztendlich eine globale Akzeptanz zu erhalten. Erste Schritte dazu waren eine Vertragsunterzeichnung zur Anpassung des DGNB-Systems für Österreich und China sowie die Verleihung eines Vorzertifikats in Gold an das Wiener Projekt „TownTown Company Building 09“ und damit an das erste internationale Projekt. Die nächsten Ziele sind daher recht ehrgeizig. So soll auch die nächste Veranstaltung, die am 22. und 23. Juni 2010 stattfinden soll, deutlich internationaler werden. Darüber hinaus ist es notwendig, mit anderen bestehenden Gütesiegeln zusammenzuarbeiten und zu einem wahrhaftigen „Konsenz“ zu gelangen. Dies kann und muss im Interesse aller am Bau Beteiligten sein.

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