Weiterbildung

Nachhaltigkeit im FM braucht Querschnitts-Techniker

Ein Gebäude „erntet“ im Laufe des
Jahres genau so viel Energie aus der
Umwelt, d.h. aus erneuerbaren Energiequellen, wie es für Heizen, Kühlen, Beleuchten, Warmwasser, Pumpen, etc. und für alle Nutzerprozesse verbraucht. So sieht es die EU ab 2019 für Neubauten der öffentlichen Hand vor, die Privaten werden im Anschluss dieser Anforderung genügen müssen. Um das zu bewerkstelligen, muss der Energiebedarf durch entsprechende Fassadengestaltung (Dämmung, thermische Speicherung, solare Gewinne im Winter, Verschattung im Sommer) und optimale Anlagensteuerung minimiert werden. Es bedarf der Energiespeicherung (thermisch und elektrisch) und der Energieproduktion, z.B. aus Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie, etc. Und dann benötigt man die Fachleute, die dieses System feinabstimmen, weiter verbessern, instandhalten und an wechselnde Nutzerbedürfnisse anpassen.

Diese sollten sich mit der gesammelten Gebäudetechnik gut auskennen: Versorgungstechnik, Elektrotechnik, Automatisierungstechnik; außerdem stünde Energietechnik auf der Wunschliste. Zudem brauchen sie Kenntnisse über die Gebäudekonstruktion, sie sollten Umbauten kompetent begleiten können und die betriebswirtschaftliche Seite von alledem überblicken. Selbstverständlich wäre Wissen über Nachhaltigkeitszertifzierungen von Gebäude und Facility Management (z.B. nach GEFMA 160) von Vorteil.

Wie viele der auf dem Arbeitsmarkt verfügbaren Facility Manager erfüllen diese zunehmend zu stellenden Anforderungen? Weil sich die Verantwortlichen in den Personalabteilungen diese Frage sorgenvoll stellen, wuchs die Bereitschaft selber in die Ausbildung von technik- und nachhaltigkeits-affinen Facility Manager zu investieren. Im Dualen Studium besteht diese Investition in der Bezahlung von Studierenden über drei Jahre hinweg sowie in der Förderung durch passende Aufgaben in den jeweils 3-monatigen Praxisphasen, die mit drei Monaten
Theoriephase stetig abwechseln.

Weil nun offenbar Bedarf und Bereitschaft zur Begleitung der akademischen Ausbildung für dieses Themenfeld zugenommen haben, entschloss sich die Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) in Berlin dazu, dieses Studiengangsprofil unter dem Namen „Technisches Facility Management (TFM)“ neu anzubieten. Ab Oktober 2015 können die Ausbildungspartner der HWR „ihre“ Studierenden auf die Nachhaltigkeit im Facility Management ansetzen. Der Stundenplan weist die in der Tabelle erkennbaren Module auf. Drei Jahre soll dann der technisch versierte, auf Energiemanagement im Speziellen und auf Nachhaltigkeit im Allgemeinen vorbereitete Facility Manager mit einem Bachelor of Engineering ausgezeichnet werden.

Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Neustart, der auf den bisherigen Erfahrungen mit dem Dualen Studiengang BWL-Facility Management aufbaut. Die Anzahl der Ausbildungspartner hat so sprunghaft zugenommen, dass für 2015 eine Warteliste erstellt werden musste. Für die Durchführung der Lehre im Bereich der technischen Gewerke ist eine neue Professur geschaffen worden (Besetzungsverfahren läuft derzeit). Und wie erhofft gibt es auch genügend Studieninteressierte, die sich bei den Unternehmen für TFM bewerben (Stand April  2015).

So dürfen wir also pünktlich zum Beginn der Ära der Null-Energiehäuser mit den darauf vorbereiteten Facility Managern rechnen. Von ihnen erhoffen wir uns die im FM ersehnte Innovation, die sich heute oft auf Kostenakrobatik beschränkt. Wie wäre es, wenn der Facility Manager zum Ressourcen-Dirigenten würde? Außer den Energie-Ressourcen könnte er sich auch um die Integration verschiedenster Material-Kreisläufe kümmern, bis hin zur Nutzung von Abwärme und Speiseresten
für die Selbstversorgung der Kantine mit Fischen, welche wiederum die Tomaten düngen, etc. Wenn FM sich konsequent dem ressourcen-optimierten, hochinte­grierten Gebäudebetrieb verschreibt, kann es nur gewinnen: Geschäftspotenzial, Synergien und Attraktivität für
junge Mitarbeiter.

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