Das war’s! Die letzte INservFM

Im nächsten Jahr will die ServParc mit ihrem innovativen Konzept überzeugen

Die Mesago feierte sich in der Pressemeldung zur INservFM selbst: Das Leitthema „Digitalisierung“ der INservFM 2018 habe eine ausgesprochen positive Resonanz der Besucher erfahren. Die Keynote von Peter Ankerstjerne, CMO bei ISS World Service, wurde als wegweisend für das Facility Management 4.0 gepriesen (sic!). Die „Digitale Route“ erfreute sich wie die neue PropTech-Area großer Beliebtheit. Die Kongresszahlen lagen auf Vorjahresniveau. Und trotzdem ist mit der Messe Schluss. Endgültig. Warum, fragt man sich da. Lag es an der Resonanz der Aussteller?

„Wir hätten uns auf der letzten INservFM mehr Fachbesucher gewünscht, auch wenn es qualitativ gute Kontakte und Gespräche gab – aber davon leider zu wenige“, bedauert Astrid Grüter, Mitglied der Engie Deutschland Geschäftsführung. Die Grippewelle hatte ganz offensichtlich eine Schneise in die Besucherzahlen geschlagen, sie lagen gut 500 unter Vorjahresniveau. Und würde man die Kongressbesucher herausrechnen, die für die Registrierung ebenfalls in die Halle mussten aber deswegen nicht unbedingt bei einem Aussteller Halt machten, fiele die Besucherzahl sogar um fast 1000.  
Einem Teil der Aussteller machte das trotzdem nichts aus: „Wir sind zufrieden“, erklärte Bernhard Nonnenmacher, Marketing-Leiter bei Loy & Hutz, am dritten Messetag. Auch andernorts gute Stimmung: „Wir bei der Wisag waren an allen drei Tagen gut besucht, einige Gespräche dauerten zweieinhalb Stunden und waren sehr verbindlich“, summierte deren Geschäftsführer Ralf Hempel die Messe.  
Mit gemischten Gefühlen schauten andere Aussteller auf die Situation in Halle 11. Ralf Thiel von Infraserv Hoechst freute sich zwar über viele bestehende und neue Kontakte, aber: „Der Zulauf hat rapide abgenommen“, sagte er angesichts kaum frequentierter Gänge. Liza Kriegisch, Head of Business Development beim PropTech VISN, meinte: „Die Qualität war gut“, ihre Kollegin Amanda Birkenholz, Head of Product, schränkte aber ein: „Es ist nicht so voll wie auf anderen Messen.“
 
Ein Teil der Aussteller beklagte den Besucherschwund dagegen ganz offen, besonders die alten Hasen. „Man hatte viel Zeit, sich mit den Kunden zu unterhalten“, verpackte Ole Treptow, Leiter Vertrieb beim CAFM-Anbieter sMotive Austria, die Situation in diplomatische Worte. „Der Mittwoch war gut, sonst waren es zu wenige Besucher“, sagte Christian Backhaus, Projektleiter Real Estate Management Consulting beim Beratungshaus Nord FM. Und Michael Preißel von DB Services sagte ganz offen, was hinter vorgehaltener Hand manch andere allenfalls flüsterten: „Keiner kann zufrieden sein. Die Messe schafft es einfach nicht, Kunden anzusprechen und Themen zu platzieren.“
 
Genau das will Messe-Veranstalter Mesago ändern und hatte dazu eine eigene Standfläche gebucht. Darauf zu sehen war ein Modell des Konzepts, das 2019 die Halle 11 füllen könnte, wenn es denn angenommen wird. Denn ServParc ist keine klassische Messe, sondern eher als Kommunikations-Event gedacht.  
„Die ,ServParc – Der Hotspot für Facility Management, Industrieservice und IT-Lösungen’ ist eine Vision, die wir hier vorstellen“, sagt Simone Pfisterer, Bereichstleiterin bei der Mesago. Im Austausch mit Besuchern, Ausstellern und anderen Interessierten erläuterten zahlreiche Mitarbeiter der Mesago an einem rund zwei mal vier Meter großen Modell und mit Animationen auf iPads, wie das neue Veranstaltungsformat aussehen könnte. Die Eckpfeiler: Mehr Kommunikation durch vielfältigere Angebote. Neben Vorträgen auch Keynotes, Workshops und vielfältige Gesprächsangebote. Das alles in einer offenen Hallenlandschaft. Und die Veranstaltung platziert als Plattform für den Austausch von Wissen und zum Netzwerken.
 
Klassische Messestände soll es nur wenige und diese in kleinen Formaten geben. Aussteller müssen ihre Präsenz also neu denken. Sie können sich in den Gesprächsformaten engagieren, sollen dabei aber auf Mehrwert für die Besucher setzen und mit Kompetenz punkten statt mit mündlich ausgebreiteten Werbeprospekten. Alternativ können Gesprächsecken wie beispielsweise gelabelte Sofas oder kleine Beratungsinseln gebucht werden. Auch Sponsoring-Optionen soll es geben.  
Komplett in Form gegossen ist die ServParc dabei noch nicht. Die Mesago nutzte die drei Messetage auch, um Impulse für ein finales Design zu sammeln. „Die Themen müssen aus der Branche kommen“, fordert Pfisterer. Und wenn das nicht geschieht und zudem bis Ende April nicht eine kritische Masse an Zusagen eingegangen ist, die das Format auch finanziell tragbar machen, wird sich die Mesago aus dem Engagement für die FM-Branche komplett zurückziehen. Das wird nach Lage des Stimmungsbildes wohl nicht geschehen, denn mit seiner Idee zur ServParc trifft der Veranstalter offenbar einen Nerv.  
„Wir werden mit dem neuen Konzept den Erwartungen potenzieller Besucher besser entsprechen“, zeigte sich Otto Kajetan Weixler, Vorsitzender der Geschäftsführung von Apleona HSG und zugleich Vorstandsvorsitzender der GEFMA, optimistisch. „Das neue Konzept ist absolut zu begrüßen“, findet auch Ralf Golinski, Vorsitzender Beitrat des CAFM-Rings. Ralf Hempel ergänzt: „Das neue Konzept ist toll, es öffnet uns den Weg zur jüngeren Generation und wird für die Besucher persönlicher“, findet der WISAG-Chef.

„Nutzer wollen heute Mehrwert durch Inhalt und Erlebnis, Messestände spielen eine untergeordnete Rolle“, bestätigt Jörg Hossenfelder, Geschäftsführer des Marktforschungs-Unternehmens Lünendonk & Hossenfelder, das neue Konzept und verweist auf den ähnlichen Schwenk einer deutlich größeren Fachmesse: „Auch die CeBIT in Hannover geht einen neuen Weg“, unterstreicht er und meint: „Das neue Konzept ServParc könnte aufgehen, eventuell an wechselnden Standorten.“  
Newcomer wie Sebastian Kniffka von Lindig Fördertechnik begrüßen das neue Konzept gleichfalls: „Es ist schön, wenn es kommunikativ und offen ist. Und es ist schön, wenn die Preise für Aussteller schon wie angekündigt unterhalb von 10.000 Euro beginnen“, sagt er.  
Und das gefällt auch Astrid Grüter von Engie: „Für 2019 sehen wir mit Spannung auf das neue Hotspot-Konzept ServParc der Mesago, das uns mit seiner innovativen Mischung aus Kongress, Networking und Ausstellung sehr gut gefällt. Wenn dieser Hotspot mit dem richtigen Mix aus Basis- und Trendthemen bespielt wird, könnte er zu einem Impuls für die FM-Branche werden“, sagt die Chefin der Unternehmens-Kommunikation.  
Und benennt zugleich die Botschaft, die sich mit der ServParc verbindet und für die Branche die eigentliche Herausforderung darstellt: Die eigene Außen-Darstellung neu zu denken. Und das weit über das Format einer klassischen Messe hinaus und in vielen Bereichen der Kommunikation. Wenn dann auch noch die kolportierten Eintrittspreise von 250 Euro hinterfragt werden, da sie den regen Zulauf wohl eher behindern als beflügeln, könnte die ServParc ein nachhaltiger Erfolg werden. Der Branche wäre es zu wünschen.

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